16 Sommerreifen in der Dimension 195/65 R15 im Test

Haftungsfrage

Die GTÜ und der ACE haben 16 Reifen in der Dimension 195/65 R15 getestet. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Spanne zwischen dem, was die Hersteller versprechen und dem, was die Reifen tatsächlich leisten, oft erstaunlich groß ist

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Von
  • Martin Franz

Stuttgart, 14. Februar 2013 – Die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) und der Automobilclub Europa haben 16 Reifen in der Dimension 195/65 R15 getestet. Die Untersuchung zeigt, dass solche Tests in Zeiten des Reifenlabels eher noch interessanter werden, denn die Spanne zwischen dem, was die Hersteller versprechen und dem, was die Reifen tatsächlich leisten, ist oft erstaunlich.

Label-Werte

Es ist die erste Generation von Sommer-Pneus, die angeblich komplett auf die Kriterien des neuen Reifenlabels hin entwickelt wurde, also mit besonderer Aufmerksamkeit auf Nasshaftung, Rollwiderstand und Geräusch. Bis auf zwei Ausnahmen ist kein Reifen ist einer der Bewertungen schlechter als „C“ eingestuft. Beim Rollwiderstand belegen die Reifen von Falken (F) und Nankang (E) hinten. Auch beim Laufgeräusch fällt kaum einer extrem aus dem Rahmen. Die besten erreichen hier 68 dB(A), bis auf den Nexen mit seinen 74 dB(A) ist keiner lauter als 72 dB(A). Zu all diesen Werten sei gesagt, dass die Hersteller die Einstufungen selbst vornehmen. Kontrollen und eventuelle Strafen sind aktuell so lasch, dass zumindest bei einigen Pneus der Verdacht besteht, dass bei der Einstufung zumindest wohlwollend vorgegangen wurde. Mehr als eine grobe Orientierung sollte also kein Reifenkäufer erwarten, auch wenn der Testsieger von Dunlop mit guten Label-Werten glänzt. Er erreicht im Rollwiderstand die Note B, bei der Nasshaftung A und gehört mit 68 dB(A) zu den leisesten Reifen im Test.

Abweichungen

Die Testergebnisse von GTÜ und ACE weichen von den Herstellerangaben zum Teil erheblich ab, interessanterweise nicht immer zu ungunsten des Herstellers. Ein Beispiel dafür ist der schon erwähnte Nexen, der mit 74 dB(A) angegeben wird, im Test aber mit acht von zehn möglichen Punkten zu den besten gehört. Auch beim Rollwiderstand schneiden einige „C“-Reifen im Test besser ab als mit „B“ gekennzeichnete Pneus.

Wie kommt es zu solch krassen Abweichungen? Ein Grund dürfte die unzureichende Spezifikation bei der Einstufung für das Reifenlabel sein. Ein Beispiel: Im Test für die Nasshaftung nicht vorgeschrieben, wie hoch der Wasserstand ist, wie viel Wasser der Reifen also verarbeiten muss, um noch gute Werte zu haben. Das führt dazu, dass die Ergebnisse untereinander nicht zu vergleichen sind. Solange der Gesetzgeber an dieser Stelle nicht nachbessert, ist das Reifenlabel weniger wert, als es suggeriert. Dazu fehlt, wie bereits angedeutet, eine echte Kontrollinstanz. Zwar werden Reifen stichpunktartig überprüft, doch insgesamt ist das Risiko, tatsächlich wegen falscher Angaben zur Rechenschaft gezogen zu werden, äußerst gering.

Billig wird teuer

Die Markenhersteller, das zeigt auch dieser Test, bräuchten schärfere Kontrollen nicht zu fürchten. Ihre Reifen liefern meist eine homogene Qualität, die auch Kriterien abseits des Labels berücksichtigen. Auch der Preis taugt nicht als Argument für schlechtere Reifen. Vier Stück des Nankang XR 611 kosten laut GTÜ rund 242 Euro. Ein Satz des zweitbesten Pneus im Test, des Vredestein Sportrac 5, ist nur rund 50 Euro teurer. Einen Großteil davon spart der teurere Reifen allein durch seinen geringeren Rollwiderstand ein, die besseren Fahreigenschaften gibt es gewissermaßen umsonst dazu. (mfz)