Burma: Nachweis von Menschenrechtsverletzungen durch Satellitenbilder

Das von der Wissenschaftsorganisation AAAS unterstützte Projekt will mit Bildern Berichte von Menschenrechtsorganisationen über Vertreibungen und Zerstörungen belegen.

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Von
  • Florian Rötzer

Zusammen mit den Menschenrechtsorganisationen Free Burma Rangers, Karen Human Rights Group und dem Thailand Burma Border Consortium hat die American Association for the Advancement of Science (AAAS) ein Projekt realisiert, Angriffe von Militärs auf Zivilisten oder andere Menschenrechtsverletzungen in Burma (Myanmar) über Satellitenbilder zu dokumentieren, die – soweit möglich – die Situation "davor" und "danach" zeigen.

Zweck der Forschung im Rahmen des Programms Wissenschaft und Menschenrechte ist es, Nachweise für Menschenrechtverletzungen zu finden, um die Verantwortlichen besser unter Druck setzen und neue Angriffe verhindern zu können. Ähnliche Projekte wurden bereits in Darfur und Simbabwe durchgeführt. Zuvor haben andere Wissenschaftler beispielsweise mit statistischen Analysen die Frage zu klären versucht, ob die Flüchtlingsströme 1999 im Kosovo durch die Nato-Bombardierungen verursacht wurden, wie damals Milosevic behauptete, oder durch ethnische Säuberungen. Zum Nachweis von Menschenrechtsverletzungen und zu deren wissenschaftlicher Aufarbeitung wurden auch Datenbanken mit Auswertungen für Wahrheitskommissionen in El Salvador, Äthiopien, Guatemala, Haiti und Südafrika erstellt (Hacken für die Menschenrechte).

Aufgrund der Hinweise von Mitarbeitern der Menschenrechtsorganisationen hat Lars Bromley auf Satellitenbildern von kommerziellen Anbietern in oft mühsamer Arbeit gesucht, ob es von den Orten Bilder gibt. 70 Fälle von Menschenrechtsverletzungen, die sich zwischen Mitte 2006 und Mitte 2007 ereignet haben, wurden ihm aus der Provinz Karen im Osten des Landes berichtet. Für 31 der Berichte konnte er die Orte auf Satellitenbildern lokalisieren und in 25 Fällen diese damit belegen. Dabei handelt es sich meist um Vertreibungen von Angehörigen ethnischer Mindern aus Dörfern und/oder das Zerstören von Häusern und Dörfern. Manchmal werden Menschen von den Soldaten auch durch Beschuss eingeschüchtert, um nichts anzubauen.

Berichte von Angriffen wirklich nachweisen zu können, sei im Vergleich mit den zerstörerischen Angriffen, wie sie in Darfur oder Simbabwe geschehen, manchmal schwierig, sagt Bromley. Das liege auch daran, dass im Regenwald Zerstörungen schnell wieder von der Vegetation überwuchert werden und Wolken oder das Gelände die Beobachtung durch Satelliten verhindern. Auch seien Karten dieser Gebiete oft alt, zudem hätten die Orte meist auch andere Namen, die von den Menschen nicht mehr verwendet würden. In 18 Fällen wurden aufgrund der Berichte der Menschen vor Ort Hinweise auf zerstörte oder beschädigte Dörfer gefunden. Auf anderen Bildern wurden große Militärlager und vermutlich umgesiedelte Dörfer entdeckt. So berichteten Menschenrechtsgruppen beispielsweise von zunehmenden Konflikten und Vertreibungen in der Papun-Provinz, wo seit März 2006 33 neue Militärlager eingerichtet worden waren. Auf den Satellitenbildern konnte Bromley in dieser Region Spuren von Bränden im Regenwald und von verbrannten Häusern entdecken.

Das AAAS-Projekt wird fortgesetzt. Bromley ruft andere Forscher und Organisationen zur Mitarbeit bei der Bildanalyse auf, um mögliche Fehler zu korrigieren. (fr)