Philips streamt von TV auf TV

Streaming in alle Richtungen: Philips beherrscht künftig nicht nur das Streaming zwischen Mobilgerät und Fernseher in beide Richtungen, sondern holt auch das TV-Bild von einem Fernseher auf den anderen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Bis auf wenige Ausnahmen kommen alle 2013er-Modelle von Philips mit einem offenen Standfuß, hier der 47PFL7008K.

Bei seinen neuen Fernsehern setzt Philips voll auf Streaming: Neben diversen Video-on-Demand-Angeboten und DLNA-Wiedergabe im Heimnetzwerk unterstützt der Hersteller nun auch das Streaming von Fernseher zu Fernseher – so kann man beispielsweise die Aufnahmen vom Wohnzimmer-TV aufs Schlafzimmer-Gerät holen. Die Kanäle am Server-TV lassen sich am Client-Fernseher umschalten, als Kopierschutz kommt DTCP zum Einsatz.

Außerdem unterstützen alle neuen Philips-TVs mit Smart-Funktionen den Miracast-Standard, mit dem man die Displayansicht von Smartphones, Tablets oder Notebooks auf den Fernseher schieben kann. Miracast wird von Android ab Version 4.2 unterstüzt, mit iOS-Geräten funktioniert Miracast allerdings nicht. Apple-Fans können dafür schon jetzt in umgekehrter Richtung streamen: Die Philips-Fernbedienungs-App für iOS holt das laufende TV-Programm aufs iPhone oder iPad. Die Android-Version mit TV-Streaming ist noch in der Mache und kommt voraussichtlich im Sommer.

Philips' Fernbedienungs-Apps sollen künftig auch "EPG on the Go" beherrschen. Damit lassen sich Aufnahmen jederzeit aus der Ferne mit dem Smartphone oder Tablet programmieren. Die Kommunikation läuft nicht direkt zwischen Mobilgerät und Fernseher, sondern über Philips-Server, mit denen die TVs auch im ausgeschalteten Zustand regelmäßig kommunizieren.

Philips' wichtigstes Alleinstellungsmerkmal ist und bleibt die farblich zum Fernsehbild passende Wohnzimmerwand-Beleuchtung Ambilight: Künftig sind bereits die TVs der 5000er-Serie mit der Funktion (zwei LED-Leisten) ausgerüstet, ab der 6000er-Serie gibt es die dreiseitige "XL"-Variante.

In puncto Backlight bietet Philips vier Varianten: Die günstigsten Fernseher (3000er-Serie) haben LEDs im gesamten Geräterücken verteilt (Direct LED), sind dafür aber auch stattliche 30 mm dick. Alle anderen TVs nutzen ein oder zwei LED-Riegel an den Geräterändern (Edge-LED). Die 4200er-Serie beleuchtet das Display mit einer Leiste am unteren Rand, die Serien 4300, 3400, 5000, 6000 und 7000 haben eine vertikale LED-Leiste links, die 8000er-Serie nutzt zwei vertikale Leisten rechts und links. Alle Edge-LEDs-Geräte sind rund 10 mm dick.

Wie alle Hersteller übertreibt Philips aus Marketinggründen bei der Wiederholfrequenz: Schon die günstigsten Fernseher werden mit 100 Hz beworben, die Flaggschiff-Serie sogar mit 1400 Hz. Das bezieht sich aber nur auf die Zwischenbild-Berechnungsfunktionen, die LCD-Panels selbst laufen meist mit 50 Hz (3000er- bis 5000er-Serien), die Serien 6000 und 7000 haben 100 Hz, die Panels der 8000er-Reihe arbeiten mit 200 Hz.

Alle Geräte sollen im März und April in den Handel kommen, zu Preisen wollte sich Philips noch nicht äußern.

John Olsen: "DIe Branche hat ein Profitabilitätsproblem."

Noch Zukunftsmusik ist Philips' 4K-Fernseher – ob so ein Gerät überhaupt noch in diesem Jahr in den Handel kommt, ließ der Hersteller offen. Einen Prototypen gab es bei einem Pressetermin in Hamburg jedoch bereits zu sehen. Relativ sicher ist, dass der HDMI-Standard 2.0 bei Markteinführung des TVs noch nicht fertig ist. Der 4K-Fernseher wird deshalb wohl HDMI 1.4 nutzen, was bei 4K-Auflösung auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkt ist. Der interne Medienplayer soll sowohl Fotos als auch Videos in 4K-Auflösung abspielen können.

Außerdem war ein brillenloses 3D-Display mit einem 4K-Panel zu sehen, das im 3D-Betrieb Full-HD-Auflösung bieten soll. Das ist durchaus beeindruckend – reduziert sich doch durch die von autostereoskopischen Displays verwendeten Mehrfach-Ansichten die Auflösung dramatisch. Wermutstropfen: Da die für 3D benötigten Lentikularlinsen fest vor dem Display angebracht sind, reduziert sich auch im 2D-Betrieb die Auflösung auf 1920 ×1080 Pixel.

Wirtschaftlich blickt das Unternehmen recht optimistisch in die Zukunft. Der Markt wachse leicht, hieß es – besonders in den Größenklassen jenseits der 60 Zoll. Das Problem sei allerdings der Gewinn: "Die Branche hat ein Profitabilitätsproblem", so John Olsen, Managing Director von TP Vision. In diesem Joint-Venture haben sich Philips und der chinesische Hersteller TPV im letzten Jahr zusammengeschlossen, um Philips-Fernseher herzustellen – aber nur für den europäischen Markt. In den USA hat das niederländische Unternehmen nichts mehr mit den dort verkauften Philips-Fernsehern zu tun, die Geräte werden von Funai aus Japan gebaut. (jkj)