Prosoz dementiert Berichte ĂĽber Software-Subvention durch Stromzahler [Update]

Der Anbieter von Verwaltungssoftware für Bau-, Jugend- und Sozialämter wendet sich gegen Medienberichte, nach denen ihr Überleben über den Strompreis von Hertener Bürgern gesichert werde.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Hertener Firma Prosoz, Anbieter von Verwaltungssoftware für Bau-, Jugend- und Sozialämter, wendet sich gegen Medienberichte, nach denen ihr Überleben über den Strompreis für Hertener Bürger gesichert werde. Vielmehr habe man Kassenkredite von den Stadtwerken zu marktüblichen Zinsen erhalten. Hinter der Auseinandersetzung, die die Lokalpolitik beschäftigt, steht die Frage, ob die Führung und Finanzierung einer Softwarefirma zu den Aufgaben einer Kommune gehört.

In der Vergangenheit sorgte Prosoz für Aufsehen, als die Firma, die zusammen mit T-Systems die "Hartz-IV-Software" A2LL entwickelt, kurz vor der Pleite stand. Sie hatte sich mit der aufwendigen Programmierung der Web-basierten Software übernommen. Die Rettung vor dem Aus – und damit dem Wegfall von rund 180 Arbeitsplätzen in Herten – ermöglichte die Stadtverwaltung, indem sie 2007 die Firma in die Hertener Beteiligungsgesellschaft überführte, in der die Hertener Stadtwerke, die Energiehandelsgesellschaft und die Gesellschaft für Technologieentwicklung zusammengeschlossen sind.

Nach den durchwachsenen Geschäftsjahren 2006 und 2007, in denen das Unternehmen Verluste in Höhe von 3,3 Millionen und 2,2 Millionen Euro verbuchte und sich mit Firmenaufkäufen in München und Stuttgart verspekulierte, sind offenbar die Kapitalreserven aufgebraucht. Für 2008 bekommt Prosoz ein Darlehen von 1,6 Millionen Euro von den Stadtwerken als Schwesterfirma in der Beteiligungsgesellschaft. Diese Zahlen, die am vergangenen Mittwoch bekannt wurden, führten zu Interpretationen, dass die Hertener Einwohner über ihren Strompreis eine Softwarefirma finanzieren.

Nach einem aktuellen Bericht in der Hertener Allgemeinen wendet sich Prosoz gegen diese Darstellung, die aus der Sicht der Firma fehlerhaft ist. Man beziehe lediglich im allgemeinen Kreditmanagement Gelder zur kurzfristigen Abdeckung von Liquiditätsengpässen. Für 2008 kündigte die Firma Gewinne an. Außerdem will sie Personal in den Außenstellen München, Dresden und Berlin abbauen, jedoch nicht am Standort Herten. Dort will die Unabhängige Bürgerpartei die Firma jedoch ganz loswerden. Sie fordert, dass städtische Firmen städtische Aufgaben übernehmen sollen und nicht etwa Software produzieren, auch wenn diese für den Einsatz in Kommunalverwaltungen gedacht ist.

Update:
Nach Darstellung von Prosoz gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Überführung der Prosoz Herten GmbH in die Hertener Beteiligungsgesellschaft und der Abwendung einer etwaigen Insolvenz. "Bezüglich des A2LL-Projektes ist es der Prosoz Herten GmbH bereits im Mai 2005 gelungen, die Verträge mit der Hauptauftragnehmerin T-Systems umzugestalten, womit eine Insolvenz der Prosoz Herten GmbH nachhaltig abgewendet werden konnte." Außerdem dementiert die Firma, dass man ein Darlehen von 1,6 Millionen Euro für das Jahr 2008 erhalten habe. (Detlef Borchers) / (anw)