Ex-Chef des US National Cybersecurity Center ist künftiger ICANN-CEO

Der künftige erste Mann bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) heißt Rod Beckström. Es handelt sich um den ehemaligen Chef des National Cybersecurity Center beim US-amerikanischen Heimatschutzministerium (DHS).

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Von
  • Monika Ermert

Rod Beckström, Bestsellerautor und für fast ein Jahr Leiter des amerikanischen National Cybersecurity Center, soll künftig der ICANN vorstehen.

(Bild: US Department of Homeland Security)

Bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), der internationalen Koordinations-Organisation, die häufig als "Weltregierung des Internet" bezeichnet wird, soll künftig der US-Amerikaner Rod Beckström auf dem Stuhl des CEO sitzen. Der Absolvent der Harvard University, Inhaber eines Bachelor- und eines MBA-Grades, wurde zunächst durch seinen organisationstheoretischen Bestseller "The Starfish and the Spider" (deutsche Fassung: "Der Seestern und die Spinne – Die beständige Stärke einer kopflosen Organisation") bekannt und machte während der vergangenen Monate dadurch von sich reden, dass er von März 2008 bis März 2009 das National Cybersecurity Center beim US-amerikanischen Heimatschutzministerium leitete.

Mitte der Woche hatte das Internet Governance Project auf "Gerüchte" zur möglichen Wahl Beckströms hingewiesen. Aus sicherer Quelle erhielt heise online nun die Bestätigung, dass der Ex-DHS-Offizielle vom ICANN-Vorstand als Nachfolger des Australiers Paul Twomey vorgesehen wurde.

Anfang März dieses Jahres hatte Beckström seinen Posten als NCSC-Chef nach nur knapp einem Jahr Amtszeit unter Protest aufgegeben. Der umtriebige Unternehmer kritisierte die mangelnde Kooperationsbereitschaft der National Security Agency (NSA). Als NCSC-Direktor war Beckström direkt dem Heimatschutzminister unterstellt, allerdings auch gehalten, mit dem Generalstaatsanwalt, dem National Security Council, dem Verteidigungsminister und dem Director of National Intelligence (DNI) zusammenzuarbeiten. Auch für den DNI hatte Beckström vor seinem Amtsantritt beim DHS als Berater gearbeitet. Aus diesen Tätigkeiten habe er die Erfahrung über die Arbeit der nicht selten miteinander konkurrierenden Behörden im Bereich Cybersecurity mitgebracht, schreibt Beckstrom auf seiner eigenen Webseite.

Vor der Übernahme der Ämter hatte Beckstrom mehrere Startup-Unternehmen im IT-Bereich gegründet oder mitgegründet, darunter CATS Software. Mit dem Verkauf von Mergent Systems für 200 Millionen Dollar verschaffte er sich finanziellen Spielraum; darüber hinaus engagierte er sich im Non-Profit-Bereich, etwa als Vorstandsmitglied beim "Environmental Defense Fund".

Die US-Politik dürfte die Wahl des ICANN begrüßen: Als "Home grown Leader", der bei Behörden, Organisationen und Regierungsvertretern bekannt ist, bringt Beckström gute Voraussetzungen für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit. In der ersten Juniwoche hatten US-Abgeordnete den scheidenden ICANN-CEO Twomey noch hart kritisiert, weil er Australien als seinen Wohnsitz angegeben hatte. Von außerhalb der USA dürfte nach Beckströms Wahl allerdings notgedrungenermaßen die Frage laut werden, ob die ICANN damit wieder ein Stück näher an die US-Administration heranrückt. Vielleicht erweist sich die Entscheidung aber auch als kluger Schachzug, um den ICANN-Kritikern in der US-Politik den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Darauf, wie Beckström als ehemals oberster Netzsicherheitschef im DHS die Frage nach der US-Verantwortung für die Rootzone beurteilt, darf man sicherlich gespannt sein. Das Auslaufen und die mögliche Neufassung des Vertrags zwischen der ICANN und der US-Administration sowie die Einführung neuer Top Level Domains sind die größten Brocken, die auf den neuen Chef der Organisation warten.

Eine erste Gelegenheit, Beckström der ICANN-Gemeinde vorzustellen, dürfte das ICANN-Treffen in der kommenden Woche in Sidney/Australien bieten. Paul Twomey wird dort, wenn die Verträge zwischen ICANN und Beckström unter Dach und Fach sind, seinen Abschied als ICANN-Chef auf heimatlichem Boden geben. Twomey soll noch für eine gewisse Übergangszeit als Berater bei ICANN bleiben. (psz)