Tablet diagnostiziert Sportverletzungen

Eine neue App hilft dabei, bei Footballern und anderen Profisportlern immer wieder auftretende Gehirnerschütterungen festzustellen.

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Von
  • David Zax

Eine neue App hilft dabei, bei Footballern und anderen Profisportlern immer wieder auftretende Gehirnerschütterungen festzustellen.

Das Wyss Institute an der Harvard University hat eine neuartige Tablet-Anwendung entwickelt, mit der sich beim Profisport auftretende Gehirnerschütterungen direkt am Rande des Spielfelds diagnostizieren lassen. Solche Verletzungen treten bei Kontaktsportarten wie Football oder Rugby, aber auch bei Fuß- und Basketball regelmäßig auf.

Bislang sind die vorhandenen Informationen zu diesen neuromuskulären Problemen vergleichsweise subjektiv, die App soll nun helfen, harte Daten zu gewinnen. Das Werkzeug der Wyss-Institute-Forscher wird dabei genau genug sein, um Spieler gegebenenfalls aus einer Partie nehmen zu können, wenn sie einen Schlag zu viel abbekommen haben.

Die Anwendung läuft auf einem Panasonic-Tablet mit einem Stylus. Sie wirkt auf den ersten Blick wie eine sehr einfache Übung: Die Testperson muss mit dem Stift einfach einem Muster folgen, das sich um einen virtuellen Kreis bewegt. Proprietäre Algorithmen messen dabei, wie stark der Proband vom korrekten Pfad abweicht.

In der Praxis würde man den Test beispielsweise einen Sportler durchführen lassen, der gerade einen Schlag abbekommen hat – sei es nun ein Foul im Fußball oder ein Tackle im Rugby. Mit der App lässt sich in wenigen Minuten feststellen, ob er (oder sie) noch einsatzbereit ist. Statt einer vagen, subjektiven Antwort erhält man einen Zahlenwert.

Die Technik könnte nicht nur am Spielfeldrand nützlich sein, sondern auch bei Ärzten eingesetzt werden. Darauf hofft Leia Stirling, die die Studie leitet. "Eines Tages könnte der Test neben dem Fieberthermometer und der Blutdruckmanschette liegen." Genauso, wie der Blutdruck bei jedem Arztbesuch gemessen wird, würde dann ein neuromuskulärer Punktewert Auskunft über den Zustand des Patienten geben.

Stirlings Team befindet sich momentan noch ganz am Anfang. Zunächst wurden Daten gesammelt, wie gesunde Menschen die Transparentpapierübung absolvieren. Als nächster Schritt werden die Werte von Patienten mit verschiedenen neuromuskulären Pathologien gemessen. "Wir untersuchen derzeit Athleten in der Region um Boston, um zu bestimmen, wie empfindlich unsere Technik zur Diagnose von Gehirnerschütterungen sein muss", so die Forscher.

Das Thema brennt der Sportszene schon seit Jahren unter den Nägeln – nicht nur im Football, wo regelmäßig zu solchen Verletzungen kommt. Überlegungen zur Entwicklung von Verfahren zur Schnelldiagnose gibt es seit längerem – etwa mit Sensoren, die direkt in Footballhelmen sitzen. Gleichzeitig werden aber auch neue Schutztechnologien entwickelt, Gehirnerschüttungen grundsätzlich besser zu vermeiden. Was dem Forschungsbereich aber nach wie vor fehlt, sind harte Daten. Die könnten nun die Harvard-Wissenschaftler liefern. (bsc)