Infineon kritisiert Forschungsförderung in Deutschland

Der Chiphersteller leidet unter der schwachen Nachfrage aus der Industrie. Der Konzernchef ruft jetzt nach Staatshilfe, um die Forschung in Deutschland zu halten. Die Früchte will er in China ernten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der Halbleiterhersteller Infineon hat die Forschungspolitik in Deutschland kritisiert und Steuerhilfen für die Entwicklung von Spitzentechnik gefordert. Der neue Vorstandschef Reinhard Ploss sagte am Donnerstag auf der Infineon-Hauptversammlung in München, Deutschland müsse "mehr tun, um seine führende Stellung zu halten" und eine Abwanderung von Forschung und Entwicklung zu verhindern. "Andere Länder unterstützen gezielt anwendungsnahe Forschung und Entwicklung." Gezielte Steuerhilfen für Schlüsseltechnik würden den Innovationsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb stärken.

Die schleppende Nachfrage aus der Industrie und die Krise im europäischen Automobilgeschäft belasten den Chip-Zulieferer. Im vergangenen Jahr war der Umsatz auf 3,9 Milliarden Euro gesunken und der Gewinn von 1,1 Milliarden auf 427 Millionen Euro gefallen. Im laufenden Jahr erwartet Ploss einen weiteren Rückgang auf etwa 3,6 Milliarden Euro Umsatz und eine Halbierung des Betriebsergebnisses auf annähernd 250 Millionen Euro. Rund 1100 der 8400 Mitarbeiter in Deutschland sind in Kurzarbeit. Aber der Tiefpunkt sei erreicht: "Wir erwarten, dass es in den kommenden Quartalen wieder aufwärts geht", sagte Ploss.

Wachsen will der Halbleiterkonzern künftig vor allem in Asien, wo er heute schon 38 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet. "Bis zum Jahr 2016 wollen wir in China einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erreichen", sagte der Konzernchef. Zudem solle Infineon bis dahin in China als ein chinesisches Unternehmen wahrgenommen werden. Aus der Volksrepublik kämen immer mehr Produkte mit Infineon-Chips, von Unterhaltungselektronik bis zum Auto. In den USA will Infineon als weltweit zweitgrößter Hersteller von Autochips seinen Marktanteil bis 2016 auf 8 Prozent verdoppeln. (anw)