Staatliche Hochschul-IT soll als Genossenschaft weitermachen

Die bislang dem Bund und den Ländern zu gleichen Teilen gehörende HIS GmbH will ihre IT-Abteilung als Genossenschaft ausgliedern. Eigentümer sollen die Hochschulen werden. Das soll eine EU-Strafe wegen unerlaubter Beihilfen vermeiden.

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Von
  • Christian Kirsch

Die Hannoveraner HIS GmbH liefert und betreut die Campus-Managementsysteme von 90 Prozent der deutschen Hochschulen. Bisher gehörte sie dem Bund und den Ländern je zur Hälfte und erhielt vom Bund regelmäßig Zuschüsse. 2011 flossen knapp 9 Millionen Euro, neuere Zahlen liegen nicht vor. Das rief die EU-Kommission auf den Plan, die unerlaubte Beihilfen vermutete und am morgigen Donnerstag über mögliche Konsequenzen entscheiden will.

Ein Umbau soll Brüssel umstimmen: Der für IT zuständige Teil der HIS mit rund 180 Mitarbeitern soll ausgegliedert und als Genossenschaft weitergeführt werden, deren Mitglieder Hochschulen sind. Wie die HIS-Geschäftsführung in einem Gespräch mitteilte, soll diese Änderung bei der Eigentümerstruktur nicht nur die EU-Kommission besänftigen.

Vielmehr will man erreichen, dass die Kunden einen stärkeren Einfluss auf die weitere Entwicklung bekommen. Die bisherige Struktur sei den Aufgaben nicht mehr angemessen gewesen -- angestrebt sei eine ähnliche Konstruktion wie beim Deutschen Forschungsnetz (DFN), das bereits seit 1984 als Verein Netzdienstleistungen für die Hochschulen erbringt. Hochschulen, die Mitglieder der HIS-Genossenschaft sind, müssten Software nicht mehr ausschreiben, sondern könnten sie direkt bei der Genossenschaft beziehen.

Die zukünftige Genossenschaft soll zudem mehr normativ wirken als die bisherige HIS. Deren immer noch bei den meisten Hochschulen laufende Software HIS GX wurde häufig an lokale Gegebenheiten angepasst, sodass es kaum zwei gleiche Installationen gibt. Die Genossen hingegen sollen sich, so die Hoffnung der HIS-Geschäftsführung, auf möglichst einheitliche Prozesse einigen, die die Software dann umsetzt.

Vorangegangen war der geplanten Umgestaltung große Schwierigkeiten mit dem "Dialogorientierten Serviceverfahren" (DoSV). Es sollte Abiturienten ermöglichen, sich zentral und dezentral bei mehreren Hochschulen zu bewerben und die häufig langwierigen Nachrückerverfahren überflüssig machen, indem Bewerber nach Annahme eines Studienplatzes aus dem Verfahren ausscheiden. Bisher akzeptieren Bewerber häufig mehrere Studienplätze, von denen sie sich den genehmsten aussuchen ohne die übrigen abzusagen. Die se müssen dann erneut vergeben werden, was häufig bis weit in das laufende Semester dauert.

Die zentrale Software für das DoSV lieferte T-Systems zwar fristgerecht und funktionsfähig, die Anbindung an viele Campus-Managementsysteme funktionierte jedoch bis Anfang 2012 nicht. Das DoSV sollte ursprünglich zum Wintersemester 2011 starten, ist aber bis heute nicht im Regelbetrieb. Viele Hochschulen haben zudem kein Interesse an einer Teilnahme. (ck)