Überlebenskalkül bei Baan

Erneute Verluste zwingen den Vorstand des Softwarehauses Baan, die Überlebensaussichten der Firma zu kommentieren.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Erneute Verluste zwingen den Vorstand des Softwarehauses Baan, die Überlebensaussichten der Firma zu kommentieren. Nach einem Umsatzrückgang von 40 Prozent auf 106 Millionen US-Dollar mußte Baans Geschäftsführer Pierre J. Everaert letzte Woche einen erneuten operativen Verlust von 75 Millionen US-Dollar für das vergangene Vierteljahr bekanntgeben. Nur weil Baan im Berichtszeitraum den Firmenbereich CODA verkaufen und weitere Stammaktien an den Mann bringen konnte, kam unter dem Strich ein geringeres Defizit von 26 Millionen US-Dollar heraus. Everaert räumte weiterhin ein, dass die niederländische Softwareschmiede noch drei oder vier Quartale lang mit Verlusten rechnen muss. "Wir können überleben, wenn wir die Kosten dieses Jahr auf das Maß einer 500-Millionen-Dollar-Firma senken können" charakterisierte er die Zukunftsaussichten des Unternehmens.

Als einen wesentlichen Schritt zur Kostensenkung will sich Baan aus Randmärkten zurückziehen. Demnach wollen die Niederländer alle Entwicklungs- und Marketingaktivitäten auf die Branchen Automobilbau, Elektronik, Chemie/Pharmazie und Projektindustrie wie Werften und Bauunternehmen bündeln – darunter fallen etwa 6.000 der bislang 6.700 Kunden. Arbeitsgruppen für andere Bereiche will man veräußern oder auflösen.

Nach dem siebten Geschäftsquartal in Folge, das Baan mit roten Zahlen abgeschlossen hat, ist sich auch Everaert jetzt nicht mehr sicher, dass das Unternehmen eigenständig überleben kann. "Wenn irgendetwas unsere Marktposition verbessern kann, sind wir dafür offen", kommentierte er eine denkbare Firmenverschmelzung oder Übernahme von Baan. Die Firma erkunde derartige Chancen bereits zusammen mit der Investmentbank Lazard Freres. Analysten befürchten allerdings, dass mögliche Geldgeber mehr an Baans Kundenstamm interessiert sein könnten als an einer Wiederbelebung des Softwarehauses. (hps)