Red Hat übernimmt Projektleitung für OpenJDK 6

Kurz nachdem Oracle den öffentlichen Support für Java 6 eingestellt hat und nur noch gegen Bezahlung aushilft, hat Red Hat die Projektarbeit für dessen Open-Source-Implementierung innerhalb des OpenJDK übernommen.

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Von
  • Alexander Neumann

Linux-Distributor Red Hat hat als wichtigen Schritt seiner zunehmend größer werdenden Rolle in der Java-Community die leitende Position im OpenJDK-6-Projekt übernommen. Die Entscheidung, an der Open-Source-Implementierung von Java 6 festzuhalten, kommt insofern zu einem interessanten Zeitpunkt, da Oracle vom bislang letzten offiziellen Update im Februar an das schon vor über sechs Jahren veröffentlichte Java 6 nicht mehr "öffentlich" unterstützen wird.

Das bedeutet, dass der Java-Statthalter weitere Wartungsservices nur noch gegen Bezahlung vornimmt. Es folgten seitdem zwar noch einige Patches als Reaktion auf die jüngsten Sicherheitslücken in Java – das bislang letzte war das JDK 6 Update 43 am Montag –, aber Oracle legt es grundsätzlich allen Java-Anwendern nahe, spätestens jetzt auf das derzeit aktuelle Java 7 zu migrieren. Im Moment sieht es außerdem danach aus, dass Java 8 Ende des Jahres erscheinen könnte.

Im Sommer 2012 setzten laut den Ergebnissen einer Umfrage des Interessenverbunds der Java User Groups (iJUG) nur etwa die Hälfte Java 7 ein. Auch wenn der Anteil des aktuellen Java bis heute weiter gestiegen sein dürfte, ist Java 6 noch immer weit verbreitet. Von daher ist Red Hats Schritt, Java 6 über das OpenJDK weiter zu unterstützen, obgleich Oracle nun nicht mehr öffentliche Updates bereitstellen will, zu würdigen. Denn nun stellt die Option, das durch Red Hat gestützte OpenJDK 6 zu verwenden, eine stabile Strategie dar. Auch könnte es für Entwickler, die bislang Oracles JDK 6 nutzen, attraktiv sein, auf die kostenlose Open-Source-Implementierung zu wechseln.

Darüber, wie die Projektleitung aussehen könnte, verliert das Unternehmen in der Ankündigung wenig Worte. Es ist aber davon auszugehen, dass es vor allem darum geht, Sicherheitslücken zu schließen und Bugs zu beseitigen, wenn sie offenbar werden. Neue Features wird das OpenJDK 6 nicht mehr erhalten. [Update 17:20 Uhr] Auf Anfrage von heise Developer hat Rob Cardwell, Vice President der Middleware-Strategie, auf einen öffentlichen E-Mail-Thread hingewiesen, laut dem Andrew Haley bereits im Januar zum neuen Projektleiter nominiert und gewählt worden sei. Dieser ist auch Red Hats Vertreter im OpenJDK Governing Board.

Weiterhin antwortet das Unternehmen, dass es den neuen Schritt einerseits eingegangen sei, um der 10-jährigen Gewährleistung auf seine Produkte nachzukommen, andererseits, weil es damit das Ziel eines ernst gemeinten Open-Source-Charakters von Java aufrechterhalten möchte.[/Update]

Red Hat ist spätestens seit der Übernahme von JBoss 2006 ein wichtiger Vertreter in der Java-Entwicklung und hat sich seitdem in diversen Java-Projekten verdient gemacht, sodass es sich neben Oracle, IBM und Google durchaus zu den Top 4 der Java-Entwicklerunternehmen rechnen lässt. (ane)