Weitergabe des Wissens
Die Weltkonferenz der Wissenschaft hat in Budapest begonnen.
Heute hat die von der UNESCO organisierte Weltkonferenz der Wissenschaft in Budapest begonnen, an deren Ende eine Resolution zur veränderten Aufgabe der Wissenschaft unterzeichnet werden soll. Eines der vielen Themen wird sein, wie Wissen, die entscheidende Ressource und Produktivkraft in der Wissensgesellschaft, zu einem Allgemeingut werden kann, um die wachsende Kluft zwischen den armen und reichen Ländern zu verringern. Die Weitergabe des an sich über die Computernetze billig zu übermittelnden, aber teuer zu gewinnenden Wissens zur Schließung der "Wissenskluft" setzt allerdings voraus, daß die Staaten aktiv für eine öffentliche Domäne des Wissens beispielsweise über das Internet eintreten und daß die Privatisierung des Wissens eingedämmt wird
Der UN-Generalsekretär Kofi Annan hat bereits im Vorfeld der Konferenz darauf aufmerksam gemacht, daß der Ausbau von Wissenschaft und Technik entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung sei, die Afrika benötige, um im 21. Jahrhundert überleben zu können. Doch gerade Wissen sei ein Aspekt unseres Lebens, der noch nicht globalisiert ist. In dem Zeitalter, in dem der Erwerb und der Fortschritt des Wissens eine mächtigere Waffe als jede Rakete oder Mine sei, vergrößere sich die Wissenskluft zwischen dem Süden und dem Norden immer mehr. In Afrika befinden sich die meisten der ärmsten Länder der Welt. Nicht einmal ein Prozent der Wissenschaftler aus der ganzen Welt sind in Afrika, aus dem auch nur 0,8 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen entstehen. Was das "geistige Eigentum" anbelangt, so ist Afrika praktisch "mittellos". Der Anteil an Patenten ist nahezu Null.
Die UNESCO fordert die reichen Länder daher auf, die Anzahl und die Qualität der Ausbildungskurse für Wissenschaftler aus Entwicklungsländern zu erhöhen, mehr gemeinsame Forschungsprojekte durchzuführen und die Kooperation in der Wissenschaft durch die Förderung von Forschungszentren in den Entwicklungsländern zu verstärken. Dringlich sei auch, die Ausbildung der Frauen zu verstärken, die in den Entwicklungsländern noch kaum Zugang zu den Hochschulen besitzen, aber oft genug auch noch Analphabeten sind.
Federico Mayor, Direktor der UNESCO, hebt zwar einerseits die Möglichkeiten hervor, die das Internet zur Schließung der Wissenskluft bieten könnte, weist aber auch daraufhin, daß Information nicht identisch mit Wissen sind: "Heute haben wir Abermilliarden Bytes an Information, aber nicht an Wissen. Wissen ist das, was man besitzt, nachdem man etwas überdacht, geschaffen oder erfunden, verbessert oder entdeckt hat." Auch wenn die Ausbreitung des Internet in den Entwicklungsländern derzeit schneller zunimmt als in den reichen Ländern, so ist es doch noch lange kein Medium für die meisten Menschen.
Mehr in Telepolis: Die Wissenskluft verkleinern. Ăśber den ersten Tag ein Bericht von Telepolis-Korrespondent John Horvath in Budapest: Toward a new Commitment? Telepolis wird weiterhin aktuell ĂĽber die Themen der Konferenz berichten. (fr)