Beat-Poet William S. Burroughs als multimedialer Künstler

Als Schriftsteller wurde er weltberühmt, immer begleitet von exzessiven Ausschweifungen. Eine Schau in Hamburg stellt William S. Burroughs nun als multimedialen Künstler vor.

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Von
  • dpa

Werke wie "Naked Lunch" oder "The Soft Machine" haben William S. Burroughs (1914-1997) als Autor der Beat-Generation weltberühmt gemacht. Der amerikanische Schriftsteller beeinflusste viele Künstler, Filmemacher und Musiker darunter David Cronenberg, Gus van Sant, Patti Smith, John Cage, Lou Reed, David Bowie, R.E.M. und Kurt Cobain.

Weit weniger bekannt ist dagegen, dass Burroughs auch als multimedial arbeitender Künstler ein vielseitiges Werk geschaffen hat, das Experimente mit Tonband, Film und Fotografie ebenso umfasst wie Malerei und Collagen. Die Sammlung Falckenberg – Deichtorhallen Hamburg stellt von Sonnabend an bis zum 18. August in einer umfangreichen Retrospektive das künstlerische Schaffen des Schriftstellers vor. Die Schau mit rund 1900 Exponaten war zuvor im ZKM Karlsruhe zu sehen.

Ausstellungsplakat WILLIAM S. BURROUGHS – Retrospektive.

(Bild: Deichtorhallen, Volker Hinz)

"Ziel der Ausstellung ist es, in der Rückschau das Phänomen und den Mythos William S. Burroughs erfahrbar zu machen", sagte Kurator Harald Falckenberg am Freitag in Hamburg. In der Schau werden die prägenden Stationen und Begegnungen im Leben des Schriftstellers mit teils selten zugänglichen Schrift-, Text-, Foto-, Ton- und Filmdokumenten nachvollzogen. Zu sehen sind auch die "Shotgun-Bilder" des Beat-Poeten: Burroughs schoss mit schwerer Schrotladung auf Sperrholzplatten, die gesplitterte Oberfläche bemalte er. Auf Wasserfarbenbildern unterlegte Burroughs die Farben mit Schablonen aus Netzen oder Masken; in Collagen verband er Zeitungsschnipsel mit Fotos, übermalt mit Buchstaben oder Zitaten.

Geboren 1914 im US-Bundesstaat Missouri, erkundete Burroughs als Harvard-Student die Schwulenszene der 30er Jahre. In New York kam er mit Heroin in Berührung und dadurch auch schnell mit dem Gesetz. Im Vollrausch erschoss er 1951 seine Ehefrau Joan Vollmar bei dem Versuch, ihr ein Glas vom Kopf zu schießen. Die Tat wurde als "kriminelle Unvorsichtigkeit" deklariert, Burroughs freigesprochen. In Interviews sagte er später: "Ich hatte keine andere Wahl, als mich durchs Schreiben von den Schuldgefühlen zu befreien." Heute gilt Burroughs als einer der wichtigsten US-amerikanischen Schriftsteller in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nicht zuletzt wegen seines revolutionären Schreibstils. (keh)