Microsoft-SDK macht Windows-Kinect zum 3D-Scanner

Mit Version 1.7 des Kinect for Windows SDK haben Entwickler endlich Zugriff auf KinectFusion – die Echtzeit-3D-Scan-Technik wurde bereits 2011 vorgestellt, selbst ausprobieren konnte man sie bisher aber nicht.

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Von
  • Peter König

Microsoft hat Version 1.7 des Kinect for Windows SDK zum Download freigegeben. Das Paket soll Entwicklern helfen, die Daten der zahlreichen Sensoren der Tiefenkamera Kinect in eigene Windows-Anwendungen zu integrieren. Das Toolkit zielt weniger auf Anwendungen für normale Desktop-PCs, vielmehr ist es für die berührungslose Steuerung von Software beispielsweise auf sehr großen Displays gedacht, die etwa in Ausstellungen oder in Operationssälen stehen oder als interaktives Schaufenster dienen sollen.

Version 1.7 des SDK soll dabei über ein Interactions-Framework die Steuerung mit sparsameren und weniger raumgreifenden Gesten erlauben, als man sie etwa von der Kinect-Steuerung der Xbox 360 kennt. So soll eine leichte Vorwärtsbewegung der Hand ausreichen, um einen Knopf auf dem Bildschirm berührungslos zu aktivieren. Bildschirminhalte sollen sich durch eine Greifgeste virtuell packen und dann verschieben lassen.

Das Paket enthält endlich auch KinectFusion – Microsofts hauseigenen 3D-Echtzeitscanner für die Kinect. Zwar wurde der Prototyp davon als Forschungsprojekt bereits im Jahr 2011 gezeigt, aber wer die Kinect als 3D-Scanner selbst ausprobieren wollte, musste bislang auf Software anderer Anbieter wie ReconstructMe oder ArtecStudio zurückgreifen. Jetzt können Entwickler über das SDK direkt über Code in C++ und C# auf die 3D-Echtzeitdaten aus KinectFusion zugreifen und damit beispielsweise eine eigene Augmented-Reality-Anwendung bauen.

Auf dem TechFest 2013 zeigte Microsoft Research einen Prototypen, der KinectFusion verwendet, um 3D-Daten aus einer Magnetresonanztomographie in das 3D-Modell eines zuvor gescannten Kopfes einzufügen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Die Demo-Anwendung KinectFusion Explorer erlaubt direkte Experimente mit Scan-Parametern und soll sich sogar direkt als 3D-Scan-Software benutzen lassen, die die erzeugten Direct3D-Modelle als Oberflächennetze in gängige 3D-Formate exportiert. KinectFusion ist allerdings ressourcenhungrig: Empfohlen werden ein 3-GHz-Prozessor und eine Grafikkarte mit mindestens 2 GByte Speicher, die DirectX 11 unterstützt und dann eine Menge Rechenarbeit übernehmen kann. Als Referenzkarten gibt Microsoft in den Release Notes NVidia GeForce GTX560 und AMD Radeon 6950 an.

Das SDK soll darüber hinaus weitere Treiber- und Stabilitäts-Updates bringen sowie in Beispielen zeigen, wie die Kinect mit Matlab oder der Bildverarbeitungsbibliothek OpenCV zusammenspielt. Wie schon zuvor will Microsoft den Code von weiteren Beispielanwendungen bei CodePlex unter Open-Source-Lizenz freigeben.

Technisch ist die Kinect für Windows übrigens mit der Kinect für Xbox 360 weitgehend identisch – sie kostet allerdings deutlich mehr, weil man mit ihr zusammen die Lizenz erwirbt, das SDK für kommerzielle Anwendungen zu nutzen. (pek)