Euronics: TV-Geschäft belastet Umsatz

Die Umsätze der CE-Verbundgruppe Euronics blieben auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres hinter den Erwartungen zurück. Als Grund wird das weiterhin schwache TV-Geschäft gesehen. Gut laufen hingegen Tablets, E-Books und Smartphones.

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Von
  • Wolfgang KĂĽhn

"Impulse versprechen die neuen Line-Ups der Hersteller, die ab April in den Läden stehen werden", Benedict Kober, Vorstandsspecher Euronics.

(Bild: Wolfgang Kühn)

„Wenn etwas bleibt, dann ist es die Hoffnung,“ murmelte ein Euronics-Händler aus Hessen während des Kongresses der CE-Verbundgruppe in Stuttgart. Den Grund für diese Anmerkung lieferte Benedict Kober. Denn der Euronics-Vorstandssprecher rief gerade „das Jahr des Smart-TV“ aus. Sollte dies und "die starke Signalwirkung" der IFA zusammentreffen, dann könnte er unter Umständen zum Abschluss des Geschäftsjahres 2012/2013 Ende September wieder von einer besseren Umsatzentwicklung sprechen. Zum Kongress am 18. und 19. März 2013 hingegen musste Kober zum ersten Halbjahr 2012/2013 feststellen, dass die Umsatzerwartungen der Genossenschaft hinter den Erwartungen zurück geblieben seien: Um immerhin zwölf Prozent. Damit erreichte Euronics in dieser Zeit einen Umsatz von gerade mal 677 Millionen Euro. Zugleich setzt sich für die Gruppe die Negativ-Tendenz aus dem zweiten Halbjahr 2011/2012 fort. Im zurückliegenden Geschäftsjahr belief sich der Zentralumsatz auf 1,67 Milliarden Euro, gegenüber 1,72 Milliarden im Geschäftsjahr 2010/2011.

Schwaches TV-Geschäft nagt am Umsatz

Den derzeitigen Umsatzrückgang führt Kober auf einen seit Juli vergangenen Jahres anhaltend schwachen Absatz bei Brauner Ware, speziell TV-Geräte, zurück. Gerade bei den Fernsehgeräten betrug der Rückgang seit Oktober rund 27 Prozent. Das Umsatzvolumen von etwa 275 Millionen Euro überraschte selbst den Euronics-Vorstand. Dagegen habe sich die Entwicklung in den Produktsegmenten Weißer Ware (Haushaltselektrogeräte), Smartphones, E-Books und Tablets mit hohen Zuwachsraten ausgesprochen gut entwickelt und gelte als zukunftsträchtig. Das neue Produktsegment wecke bei den Verbrauchern Begehrlichkeiten. Darum verfolge die Gruppe „einen klaren Fünf-Jahres-Plan, der auf nachhaltiges Wachstum zielt“. Und weiter unterstreicht Kober: „Unser Fokus liegt auf einer hohen Wertschöpfung. Eine Billigstrategie, die auf schnellen Umsatzwachstum setzt, bringt dem Fachhandel keinen dauerhaften Erfolg.“

Ungeachtet dessen reichten die Zuwächse bei den neuen Produkten bei weitem nicht aus, um den Verlust aus der Unterhaltungselektronik ausgleichen zu können. Trotz steigendem Absatzvolumen erwirtschaftete der Verbund mit den Produktbereichen IT und TK im ersten Halbjahr gerade mal gut 180 Millionen Euro.

Zuwachs durch Exklusivgeräte und Smart-TV

"FĂĽr unsere Mitglieder gibt es groĂźe Wachstumschancen in neuen Produktsegmenten wie Tablets, Smartphones und Ultrabooks", Roland Reim, Leiter Consumer Electronics, Euronics

(Bild: Wolfgang Kühn)

Im Gespräch mit heise resale betont Rudolf Reim, Leiter Consumer Electronics, dass Euronics die Marke künftig noch stärker in den Vordergrund stellen wolle. Sowohl bei TV-Geräten, als auch bei Weißer Ware und Kameras, beispielsweise Nikon, sollen den Mitgliedern der Genossenschaft mehr Exklusivgeräte zur Verfügung gestellt werden. So entwickle die Gruppe „selektive Programme für strategische Exklusivgeräte“. Auf jeden Fall, so Reim, könne er den Appell von Vorstandschef Kober, dass das Jahr 2013 das Jahr des Smart-TV werde, nur bekräftigen.

Um die Verbraucher zum Kauf von Smart-TVs zu animieren, initiiere Euronics die Zusammenarbeit zwischen Branchenverbänden, Industriepartnern und anderen Kooperationen. „Immer mehr Verbraucher erfassen Bedienkomfort und Mehrwert, der aus den technischen Möglichkeite erwächst“, stellt Kober fest und ergänzt, dass davon die Branche in diesem Jahr profitieren könne. Das bestätigt auch Willy Fischel, Geschäftsführer des BVT (Bundesverband Technik des Einzelhandels): „Wenn wir die hohen Smart-TV-Absatzzahlen halten wollen, müssen wir trommeln. Eine PR-Kampagne ist das Gebot der Stunde.“

Unabhängig vom Kerngeschäft mit Brauner und Weißer Ware will die Gruppe bei neuen Produkten wie Tablets deutlich Gas geben. Immerhin seien bereits etwa 500 Mitgliedsbetriebe im Tablet-Geschäft aktiv. Und im TK-Umfeld soll den Händlern der Einstieg in die Tarif-Vermarktung erleichtert werde, wie Kober vor gut 2000 Teilnehmern des Kongresses versprach. Dazu führe jetzt Euronics Prepaid-Produkte von Congstar und Otelo im Programm. Und während in der Vergangenheit E-Plus Verträge über den TK-Distributor Herweck geschaltet worden seien, habe die Gruppe jetzt eine direkte Partnerschaft mit den Anbietern abgeschlossen.

Lockmittel: Marketingaktionen und DTM-Sponsoring

Im Jahr 44 der Euronics soll der Handel die Kunden zu einem besonderen Shoppingerlebnis unter dem Motte „Fest of electronics“ einladen. „Unsere Mitglieder werden regelmäßig am Mittwoch ein bestimmtes Produkt anbieten, das äußerst wettbewerbsfähig sein wird“, betont Kober. Über die jeweilige Aktion, die Produkte, Preise und die teilnehmenden Händler sollen am Vortag eine spezielle Landing-Page und TV-Spots informieren.

Will mit DTM-Sponsoring "das Profil unserer Fachmärkte und Fachgeschäfte weiter schärfen", Benedict Kober, Vorstandssprecher Euronics und das DTM-Fahrzeug Mercedes AMG.

(Bild: Euronics)

Hohe Erwartungen setzt der Verbund auf die Effekte durch die Kooperation mit Mercedes und dem damit verbundenen Einstieg als DTM-Sponsor. „Wir sind überzeugt, dass uns die Rennsport-Kooperation mit Mercedes AMG hohe Aufmerksamkeit beschert und 2013 entscheidend dazu beiträgt, das Profil unserer Fachmärkte und Fachgeschäfte als führende Einkaufsstätten weiter zu schärfen.“ Mit Beginn der DTM-Saison im Mai auf dem Hockenheimring gehen der englische Fahrer Gary Paffett und der deutsche Fahrer Christian Vietoris für das Euronics-Fahrzeug an den Start.

Weiterer Standortausbau und Regiebetriebe

Eine Absage erteilte Kober in Richtung Electronic Partner. EP-Chef Jörg Ehmer hatte angeregt, dass sich alle Fachhändler an der Serviceplattform Plusanschluss.de beteiligen sollen. Für Euronics käme dies laut Kober nicht in Frage, da die Gruppe bereits ein eigenes Servicekonzept entwickle. Als Starttermin dafür gab der Verbundgruppenchef die zweite Jahreshälfte 2013 an. Mehr Wachstum erwartet Kober vom Ausbau der Standorte. Es gebe noch weiße Flächen, die es zu besetzen gelte. Für dieses Jahr plant die Gruppe zehn neue Standorte mit einer Fläche von insgesamt 18000 Quadratmetern. Außerdem würden noch drei Regiebetriebe hinzukommen. Nicht ausschließen will er, dass unter Umständen auch Flächen von ProMarkt übernommen werden könnten, wenn Rewe die Retailmärkte, wie geplant, abstoßen sollte. (gs)