15. Deutscher Perl-Workshop in entspannter Runde

Wieder einmal fand sich die deutschsprachige Perl-Gemeinde auf der traditionsreichen Veranstaltung zusammen, um Vorträgen zu lauschen, Erfahrungen auszutauschen, vielleicht kommende Trends abzupassen und zukünftige Entwicklungen zu planen.

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Von
  • Herbert Breunung

Wieder einmal fand sich die deutschsprachige Perl-Gemeinde auf der traditionsreichen Veranstaltung zusammen, um vom 13. bis 15. März in Berlin Vorträgen zu lauschen, Erfahrungen auszutauschen, vielleicht kommende Trends wie carton abzupassen und zukünftige Entwicklungen zu planen.

Nach der sanften und informativen Begrüßung durch die Veranstaltungsleiterin Tina Müller fackelte Richard Jelinek die inoffizielle Eröffnungsrede ab. Provozierend rief er den Zuhörern zu, mehr für die Außendarstellung von Perl zu tun und kündigte die Bildung einer entsprechenden Arbeitsgruppe an. Das erste Echo darauf kam bereits am Ende des ersten Tages in Form mehrerer, spontaner Kurzvorträge. Diese Debatte, wie auch alle anderen Beiträge, können nachträglich auf YouTube angesehen werden.

Die weiteren Themen des ersten Tages waren weitgehend technisch, konkret und aus der Praxis gegriffen. Max Maischein ging es um Probleme beim Abgleich von verschiedener spezialisierter Datensätze im Bankenumfeld, Ulrich Habel berichtete hingegen über Auslieferung von Software mit zahlreichen Abhängigkeiten. Dabei verwendete er bevorzugt zwar verfügbare, aber weniger bekannte Funktionen. Die Automatisierung großer Installationen mit Rex beschäftigte Jan Gehring. Lukasz Lipski demonstrierte hingegen am Beispiel automatisch erzeugter Schachkommentare, wie Perl-Skripte aus Daten sinnvolle Sätze bilden können. Der Autor verglich Syntax und Funktionen der Objektorientierung von Perl 6 mit der von Moose, der wohl beliebtesten Erweiterung für objektorientiertes Programmieren unter Perl 5.

Die Tage 2 und 3 gehörten inhaltlich dem Internet und der Netzwerkprogrammierung. Alle zu erwartenden Themen wie Rahmenwerke, Wolken, parallele Programmierung oder sicherere Authentifizierung waren vertreten. Die detailliertesten Vorträge hielt dabei möglicherweise Steffen Ullrich vom Firewall-Hersteller Genua. Er stellte sein Modul App::HTTP_Proxy_IMP vor, das HTTP-Proxy bereitstellt, mit dem man schnell auf Bedrohungen reagieren kann. Für die zahlreichen freiberuflichen Zuhörer war die Anwendung TimeTracker interessant, die kommandozeilengesteuert dabei hilft, über die genauen Arbeitszeiten Buch zu führen.

Am dritten Tag führte Renee Bäcker in die Feinheiten der Erzeugung und Verwaltung von Erweiterungen des populären Ticketsystems OTRS ein. Torsten Raudssus beschrieb, wie sich die Suchmaschine DuckDuckGo erweitern lässt, worauf die Kollegen von der russischen Konkurrenz Yandex ebenfalls ihre Arbeit vorstellten. Die tiefgreifende Kernentwicklung präsentierte Rolf Langsdorf. Er zeigte, wie sich mit einer kleinen Konfigurationsdatei und 300 KByte wohldokumentiertem Perl der Perl-Debugger in eine interaktive Shell (REPL) verwandeln lässt.

Kurzvorträge schlossen das Programm am ersten und zweiten Tag ab und bildeten mit ihrer Vielfalt und Kreativität für manchen den eigentlichen Höhepunkt. Zum Beispiel konstruierte Lars Dieckow aus einem von ihm eingereichten Unicode-Bug die ß-Verschwörung.

Das Betahaus, eine Mischung aus Gründerzentrum, Hackerspace und angesagter Cafeteria, bot einen deutlich behaglicheren Rahmen als die bisher gewohnten Universitätsräume. Und die 128 Teilnehmer, die aus acht Ländern angereist waren, bewiesen das Interesse an Perl, auch abseits großer Schlagworte. Die deutlich niedrigere Zahl von 85 Besuchern im vorigen Jahr ist wohl darauf zurückzuführen, dass 2012 die europäische YAPC ebenfalls in Deutschland stattfand.

Herbert Breunung
schreibt regelmäßig Artikel über Applikationsentwicklung in Perl 5 und Perl 6 und spricht auf Konferenzen im In- und Ausland. Er führt seit Jahren ein freies Softwareprojekt und ist am Aufbau der Perl-6-Dokumentation beteiligt.
(ane)