Mozilla-Chefin äußert sich zur Entwicklung bei Thunderbird

Mitchell Baker zeigt sich in ihrem Weblog zuversichtlich, dass die beiden bisherigen hauptamtlichen Entwickler des Mail-Clients Thunderbird auch künftig ihre Beiträge leisten, obwohl sie ihre Kündigung eingereicht haben.

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Mozilla-Chefin Mitchell Baker hat in ihrem Weblog eine Stellungnahme zu den jüngsten Ereignissen in ihrer Stiftung abgegeben. Sie schreibt, sie habe ihre Vorstellung der Weiterentwicklung der Organisation den Thunderbird-Chefentwicklern David Bienvenu und Scott McGregor dargelegt. Die beiden haben kürzlich bekannt gegeben, demnächst nicht mehr hauptamtlich für Mozilla arbeiten zu wollen. Das hindere aber nicht daran, dass Bienvenu und McGregor weiterhin "Module Owner" bleiben, schreibt Baker, dieser Status hänge von ihrem Interesse, ihrer Aktivität und ihrem Vermögen ab, ein Entwicklungsteam zu leiten.

Die beiden für die Weiterentwicklung des Stand-alone-Mail-Clients verantwortlichen Entwickler hatten offenbar andere Vorstellungen als Baker. Die Gründung eines eigenständigen Privatunternehmens kam für Baker nicht in Frage, die Thunderbird-Entwicklung solle weiter öffentlich und mit einer breiten Basis stattfinden. Die Mozilla-Chefin erwartet, dass Bienvenu und McGregor auch weiterhin als "Module Owner" für Thunderbird tätig bleiben. Zur Namensgebung des künftig abgespalten von Mozilla eigenständigen Thunderbird-Unternehmens – Codename "MailCo" – konnte Baker nichts Neues vermelden. Es werde demnächst darüber entschieden.

Mozilla hatte Mitte September bekannt gegeben, dass die Weiterentwicklung des Mail-Clients Thunderbird in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert werden soll. Dieser Entscheidung voraus gingen Diskussionen hinter verschlossenen Türen zwischen zwei Mozilla-Vorstandsmitgliedern – darunter Baker – und den wichtigsten Thunderbird-Entwicklern. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Entwickler nicht gleichzeitig ihre Hauptarbeit leisten und zudem eine Organisation leiten könnten. Um mögliche Expansionspläne für Thunderbird besser verfolgen zu können, seien zusätzliche Kräfte nötig, schreibt Baker. In der im vergangenen Sommer initiierten öffentlichen Diskussion über die Thunderbird-Zukunft sei klar geworden, dass David Ascher die geeignete Person sei, um die neue Organisationseinheit zu leiten.

Baker verteidigt in ihrem Weblog noch einmal die Strategie der "Diversifizierung", wobei sie gleichzeitig den Stellenwert der momentan vorhandenen Software relativiert: Erstens nehme der Anteil des E-Mail-Verkehrs an der Internet-Kommunikation zu Gunsten von Instant Messaging oder SMS ab. Zweitens sei Thunderbird noch keine komplette Lösung, es fehlten beispielsweise Komponenten für Server, Webmail und ein Kalender. Drittens habe Thunderbird in seiner Branche nicht den Einfluss gewonnen, wie es der Web-Browser Firefox geschafft habe. Ohne einen neuen Anschub würde Thunderbird auf dem gegenwärtigen Stand verbleiben, glaubt Baker. (anw)