GDC: NASA steuert Weltraum-Roboter per Kinect

Um die Bedienbarkeit ihrer Weltraum-Roboter zu verbessern, holt sich die NASA Ideen von der Spielindustrie, und zeigte, wie selbst eine Spielkonsolen-Kamera bei künftigen Mond- und Mars-Missionen helfen kann.

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Auf der GDC schaltete die NASA live in ihr Zentrum nach Pasadena, um einen Roboter fernzusteuern.

Lift off: Die Hand vor der Kinect-Kamera lässt Norris ferngesteuert den Athlete-Roboter an Seilen in die Höhe ziehen.

Der Wissenschaftler Dr. Jeff Norris vom NASA Jet Propulsion Laboratory entwirft mit seinem Kollegen Victor Luo Roboter für Weltraummissionen und war an der Entwicklung des Mars-Rovers Curiosity beteiligt. Dass ein solch hoch dekorierter Forscher sich mit Videospielen auseinandersetzt, hat einen ganz praktischen Grund: Effizienz. Norris sucht nach Wegen, die Steuerung hochkomplexer Robotersysteme zu vereinfachen. „Wir suchten Anleihen bei Videospielen, die fast jeder Jugendliche kennt.“

Für sein erstes Xbox-Spiel „Mars Rover Lander“ musste er sich noch vor dem US-Kongress wegen des Verdachts der Geldverschwendung erklären. Doch inzwischen scheinen auch amerikanische Senatoren erkannt zu haben, dass eine einfachere Bedienung der komplexen Robotersysteme viele Trainingsstunden und Geld sparen kann. „Mit unserer Kinect-Software konnte ein Fünftklässler nach nur 45 Sekunden Training einen 5-Millionen-Dollar-Weltraum-Roboter bedienen“, erklärte Norris den versammelten Entwicklern auf der Game Developers Conference in San Francisco.

Zum Beweis startete er eine Live-Demo und schaltete zu seinen Kollegen ins NASA-Zentrum nach Pasadena, wo ein riesiger Roboter namens Athlete stand, der künftig auf Mond- und Mars-Missionen zum Einsatz kommen soll. Mit nur einer Handbewegung vor einer Kinect-Kamera, deren Steuerrechner per Internet mit dem Roboter verbunden war, ließ er diesen sich an Seilen in die Luft erheben.

Norris träumt von großen Zielen: „In Zukunft stehen wir in einem Holodeck-artigen Raum und mit unseren Körperbewegungen können wir einen Weltraum-Roboter auf einem fremden Planeten steuern, während die Bilder seiner Kameras auf riesigen Leinwänden projeziert werden.“ Neben der Mars-Mission peilt die NASA laut Norris den Jupiter-Mond Europa an, der mehr Wassermassen beherbergen soll als die Erde. „Stellt euch vor, wir bohren uns durch die Eisschicht und schwimmen virtuell mit einem von uns gebauten Roboter im darunterliegenden Meer.“ Er ist ein Mann mit Visionen, der es versteht, einen ganzen Vortragssaal mit Hunderten von Entwicklern in den Bann zu ziehen. (hag)