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GAMESCom in Köln: Eine "Entscheidung für Deutschland"

Um die Games Convention als europäische Leitmesse in Deutschland halten zu können und weiter auszubauen hält der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware einen Umzug für zwingend. Rechtliche Probleme erzwingen einen Namenswechsel.

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Schon seit Wochen spekulieren die Medien heftig über den Verbleib der Games Convention und einen neuen Namen für die Spielemesse. Am heutigen Montag hat der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), unter dessen Mitwirkung die viel besuchte Veranstaltung ausgerichtet wurde, nun in Berlin offiziell das Rätselraten beendet. "Wir haben uns nach einem sehr langen Zeitraum für den Standort Köln entschieden", erklärte BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters auf einer Pressekonferenz im noblen Hotel Adlon. Er betonte dabei, dass dies "keine Entscheidung gegen Leipzig", wo die Messe sieben Jahre erfolgreich gelaufen sei, sondern "eine Entscheidung für Deutschland" sei.

Als Hauptgründe für die Verlegung der dann GAMESCom genannten Messe an den Rhein und in den September kurz nach der Berliner IFA nannte Wolters die Zukunftsperspektive: Die "europäische Leitmesse" für die Wachstumsbranche solle weiter in Deutschland stattfinden und vorangetrieben werden. In Leipzig sei man an Grenzen gestoßen. "Wir brauchen ein Ballungsgebiet, um die Verbraucher anzusprechen", erläuterte Wolters. Gleichzeitig gab er aber auch das Ziel aus, mehr Fachbesucher auf die Messe zu locken und vor allem in diesem Sektor zu wachsen. Dafür brauche man "kurze Flugzeiten und Reserven bei den Hotelkapazitäten". In Leipzig sei das Umland komplett ausgebucht gewesen und damit sei es schwierig, international angereiste Fachbesucher zufrieden zu stellen. Hier wolle man mit dem Wechsel in den September vor allem auch Interessenten aus Südosteuropa umwerben, die bislang im August immer Urlaub gemacht hätten und nicht nach Sachsen gekommen wären. Darüber hinaus böte Köln das gefragte "attraktive urbane und politische Umfeld und eine gute Gelände-Infrastruktur".

Oliver Kuhrt, Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH, zeigte sich "sehr froh" über den Umzug und die damit einhergehende "Oscar-Verleihung in der Messewelt". Er sprach von einer "wunderbaren Nachricht auch für die Stadt Köln und die Region". Der Messestandort Köln sei ein "perfekter" Platz und biete eine gute Basis für Weiterentwicklung. "Wir verfügen über ein ultramodernes und kompaktes Messegelände", lobte Kuhrt die eigene Infrastruktur. Sie zeichne sich durch "sehr kurze Wege", eine "ideale, City-nahe Lage" und 240.000 Quadratmeter Hallenfläche. Über 80.000 Betten stünden zur Verfügung, sodass "wir faire Preise garantieren können". Insgesamt sei man "bestens aufgestellt, um die europäische Leitmesse bei uns aufzubauen". Kuhrt verwies zugleich auf die Leistungen Leipzigs, welche die Games Convention "mit Herzblut groß gemacht" habe. Aufgrund der positiven Entwicklung wäre die Messe aber zu groß geworden. Gleichzeitig kündigte Kuhrt an, dass bereits die Finale der World Cybergames im November 2008 in Köln stattfinden.

Kuhrt versuchte ferner, Gerüchte über eventuelle Geldflüsse an den BIU klar zu widerlegen: "Es gibt kein Antrittsgeld, keine Deals und keine Sondervereinbarungen". Vielmehr seien "normale messeübliche Konditionen" ausgemacht worden. Man habe dem BIU aber nach eingehenden Gesprächen über die Inhalte der Veranstaltung versichert, eine langfristige Basis für die Messe zu bieten. Wolters wollte sich zu Vertragsdetails wie den Laufzeiten nicht äußern und betonte die geplante Langfristigkeit der Kooperation: Eine eventuelle Befristung zu kommunizieren, mache keinen Sinn. Zuvor hätten sich nahezu alle Messestandorte hierzulande "sehr gut präsentiert", was den guten Ruf der deutschen Messelandschaft rechtfertige.

An den Verlierer Leipzig gerichtet erklärte Wolters, dass "wir dort Dinge angeschoben haben, die weiter funktionieren". So sei etwa auch die Forschung und Universitätslandschaft dort inzwischen "sehr gut aufgestellt im Spielebereich". Ambitionen der Sachsen, in Eigenregie die Games Convention weiter zu führen, sah er aber sehr skeptisch. "Es gibt nur eine europäische Leitmesse." Die Branchenmesse sei natürlich da, "wo die Branche ist". Der BIU würde es bedauern, wenn Leipzig die Messe dort ohne die Branche weiter durchführen wollte. Es sei besser, "einen sauberen Schnitt zu machen". Gemeinsam werde man dieses Jahr aber noch einmal eine "Rekordveranstaltung hinlegen". Die Leipziger wollen am Nachmittag zu der Entscheidung des BIU Stellung nehmen. Darüber hinaus gibt es Streit um Ähnlichkeiten bei Namen und beim Konzept der nach Köln ziehenden Messe. Wolters erklärte vorab in diese Richtung, dass die Marke GAMESCom bereits vier Jahre von den Kölnern eingetragen sei und ähnlich in Fach- und Verbraucherbereiche aufgeteilte Messen etwa mit der IFA bereits marktüblich seien.

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(Stefan Krempl) / (vbr)