Rosetta Stone und Livemocha: Sprachschul-Heirat im Web

Der Anbieter von Internet-Sprachkursen Rosetta Stone hat den Community-gestützten Mitbewerber Livemocha übernommen. Die Software von Livemocha soll trotz des Zusammenschlusses weiterhin gepflegt und ausgebaut werden.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Die Internet-Sprachschule Rosetta Stone hat den Mitbewerber Livemocha übernommen. Zum Kaufpreis von 8,5 Millionen US-Dollar verleibt Rosetta Stone sich damit eine Firma ein, die in der Vergangenheit gut 20 Millionen Dollar an Venture Capital eingesammelt und eine Community von weltweit 16 Millionen Nutzern zusammengebracht hat. Nach deren Geschäftsmodell erhalten Lernwillige die ersten interaktiven Web-Schulungen in einer von derzeit 38 Sprachen kostenlos; erst wenn sie 30 bis 50 Kursstunden hinter sich haben und in ein soziales Netz mit anderen Studenten eingestiegen sind, werden Gebühren für weitere Schulungen fällig.

Rosetta Stone, das vor seinem Auftritt im Internet Sprachkurse auf CDs vermarktet hat, interessiert sich für das technische Know-how von Livemocha. "Chief Product Officer" West Stringfellow schwärmt von der Gelegenheit, "unsere Produkte schnell auf eine zukunftssichere Technik mit Cloud-gestützter Archtektur und zeitgemäßer Verbreitung umzustellen". Damit einhergehen könnte ein Technik-Wechsel von Flash nach HTML5. Nach Einschätzung seiner neuen Muttergesellschaft verfügt Livemocha zudem über eine "wundervolle Trennung" zwischen Front- und Back-End, dank der sich sehr einfach neue Lehrinhalte auf der dafür verwendeten Amazon-Cloud publizieren lassen.

Zudem geht es auch um eine erkleckliche Kundenbasis: "Livemocha gibt uns ein preisgünstiges oder gar kostenloses Alternativprodukt an die Hand, das wir Lernwilligen in aller Welt als Trittleiter zum Lernerfolg anbieten können", ergänzt Stringfellow. Das umreißt nicht nur die Ausdehnung des Rosetta-Stone-Angebots auf niedrigere Preisklassen, sondern dürfte auch ganz neue Möglichkeiten zur Marktanalyse erschließen. Wie das Wall Street Journal kommentiert, praktiziert Rosetta Stone schon länger umfangreiche Marktforschung, wird seine Analysewerkzeuge aber nach dem Zusammenschluss gerne in die NoSQL-Datenbank der Livemocha-Community integrieren.

Noch ist nicht absehbar, wie sich die Übernahme konkret auf die Angebote der Partner auswirken wird. Livemocha-Chef Michael Schutzler hat seinen Community-Kunden in einer Rundmail versprochen, dassLivemocha "weiterhin die Lernumgebung und die Lerngemeinschaft bleiben wird, die Sie kennen und lieben". Wie weit sich dort aber versteckte Aufforderungen zum Upgrade auf höherpreisige Lernangebote einnisten könnten, wird die Zukunft zeigen müssen. (hps)