Debatte über Drohnen für die Bundeswehr geht weiter

Während der Bundeswehrverband und die FDP keine Eile bei der Anschaffung waffenfähiger Drohnen sieht, äußerte sich der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr anders. Unterdessen will Saudi-Arabien Drohnen in Südafrika kaufen.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Debatte über waffenfähige Drohnen für die Bundeswehr geht weiter. So erklärte der Bundeswehrverband, dass keine Eile bei der Anschaffung solcher Drohnen nötig sei. Grundsätzlich sei aber die Anschaffung notwendig. Der Verbandsvorsitzende Ulrich Kirsch nannte Situationen, in denen der Drohnenführer einer Aufklärungsdrohne feststellt, dass Kameraden einer Gefahr ausgesetzt seien. Sei die Drohne bewaffnet, könne er die Gefahr sofort ausschalten.

Dummy der europäischen Talarion-Drohne.

(Bild: Detlef Borchers)

Anders äußerte sich Harald Kujat, bis 2002 Generalinspekteur der Bundeswehr. Gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung erklärte er, die Anschaffung bewaffneter Drohnen sei dringlich. "Es kann sehr schnell zu Einsätzen kommen – siehe Mali. Und eine alte Weisheit lautet: Man zieht immer in den Krieg mit dem, was man hat, und nicht mit dem, was in der Planung ist. So einfach ist. Und so ist es bei den Drohnen auch."

Ob eine Entscheidung für oder gegen die Anschaffung der Drohnen noch vor der anstehenden Bundestagswahl erfolgt, ist zweifelhaft, zumal auch die FDP keine Eile sieht. Jürgen Koppelin, FDP-Obmann im Haushaltsausschuss des Bundestags, sagte diese Woche, es gebe für die Anschaffung von bewaffneten Drohnen noch zu viele Fragen. Eine eventuell vertretbare Verwendung bewaffneter Drohnen setze voraus, dass zwischen Kämpfenden und Unbeteiligten hinreichend genau unterschieden werden kann. Zuletzt hatten sich deutsche Bürgerrechtler verbündet und einen internationalen Appell gegen Kampfdrohnen initiiert.

Unterdessen will Saudi Arabien laut einem Bericht von Intelligence Online die von der südafrikanischen Firma Denel Dynamics konstruierte waffentragende Drohne Seeker 400 kaufen. Die Entscheidung für das Angebot aus Südafrika sei gefallen, nachdem die USA Lieferungen von Kampfdrohnen an Saudi-Arabien untersagte.

Der bisher nur als Demonstrator gezeigte Seeker 400 soll nach Angaben von Denel Dynamics eine erheblich größere Version der Seeker II sein, die Waffen tragen kann. Die MALE-Drohne (Medium Altitude Long Endurance) soll 16 Stunden in der Luft bleiben können und einen Aktionsradius von 250 Kilometern haben. Die Bewaffung soll von Denel Dynamics zusammen mit der Tawazun Holdings aus Abu Dhabi entwickelt werden. Über das Gesamtvolumen des Auftrages machte Intelligence Online keine Angaben.

Saudi-Arabien ist seit längerem daran interessiert, eigene Drohnen zum Schutz der Landesgrenzen und vor terroristischen Attaken einzusetzen. Der Versuch, US-amerikanische Reaper- oder Predator-Drohnen zu kaufen, scheiterte, obwohl Saudi-Arabien dem amerikanischen Geheimdienst CIA gestattete, einen Drohnen-Stützpunkt an der Grenze zu Jemen zu errichten. Von ihm aus wurden tödliche Angriffe auf mutmaßliche Mitglieder von Al-Qaeda geflogen. (anw)