"Lara Croft"-Luftnummer bei 3dfx

Einen eher peinlichen Auftritt legte der "Voodoo"-Grafikchip-Hersteller 3dfx mit dem Erscheinen des "Lara Croft"-Doubles Lara Weller auf dem CeBIT-Stand hin.

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Den wohl peinlichsten Auftritt der diesjährigen CeBIT lieferte der Grafikhardware-Hersteller 3dfx (Halle 9, Stand D36) mit dem Erscheinen des "Lara Croft"-Doubles Lara Weller im ersten Stock der Standkonstruktion ab. Vollmundig hatte man die Anwesenheit der gleichsam menschgewordenen Heldin aus den bislang vier „Tomb Raider“-Spielen des Herstellers Eidos in der Messezeitung vom Freitag angekündigt, wo auch gleich vermerkt wurde, dass mit Anstürmen männlicher Schaulustiger gerechnet würde.

Tatsächlich fanden sich denn auch pünktlich zum angegebenen Termin viele Hunderte rund um den 3dfx-Stand ein und verstopften alle umliegenden Gänge und Stände. Alles starrte nach oben, wo ein Blitzlichtgewitter im Hintergrund der Galerie darauf hindeutete, dass die Erwartete von den wenigen geladenen Pressevertretern abgelichtet wurde.

Was die andächtig versammelte Menge schließlich zu sehen bekam, war nicht viel: Ein Paar kantiger Wangenknochen, eine Sonnenbrille und ein grünes Plastik-Top, die sich gemeinsam über das Geländer hinauslehnten und mit einer silbrig glänzenden Pistole am Ende eines Armes, der aus besagtem Top ragte, auf das Publikum zielten. Das Ganze geschah wortlos – "der Sound ist wohl kaputt", lästerte einer der Zuschauer.

Als Höhepunkt wurden dann von der Standgalerie T-Shirts und Baseballkappen in die Menge geworfen. Wie gut, dass die Messe AG uns rechtzeitig darüber belehrt hatte, dass die CeBIT eine Fachmesse für Fachbesucher ist – sonst wären wir hier beinahe auf andere Gedanken gekommen.

Welchen Bezug hatte die Aktion zu den Produkten des Ausstellers? Auf diese Frage hin gerieten unsere Ansprechpartner beim Standpersonal zunächst in tiefes Grübeln, um dann zögernd zu erklären, dass Spiele ja die Fähigkeiten von Grafikchips immer am besten demonstrieren könnten. Tatsächlich war aber keines der Lara-Croft-Spiele an irgendeinem der Vorführplätze des Standes zu sehen. Erklärung des Standpersonals: Nein, diese Spiele seien hier nicht vertreten – sie seien zu wenig aktuell, das Publikum würde sie nicht sehen wollen. Was offenbar nicht für die menschliche PR-Figur galt, die für die computergerenderte Spieleheldin stand. Sie schaffte es mit ihrem stummen Auftritt sogar auf die Titelseite der Wochenendausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung – peinlicherweise war der Aussteller, der dieses Spektakel aus einem offenbar nicht einmal ihm selbst bekannten Grund organisiert hatte, ebenso wenig erwähnt wie der Hersteller der "Tomb Raider"-Spiele. Wie sagte doch einer der Herumstehenden so treffend: "Du brauchst bloß ein bisschen Oberweite anzukündigen, und schon mobilisierst du die Massen."

Kleiner redaktioneller Nachtrag: Wie die deutsche Eidos-Website zu vermelden weiß, ist "Tomb Raider IV – the Last Revelation" vor gerade mal vier Monaten erschienen. So viel zur Aktualitätsauffassung von 3dfx. (psz)