China lizenziert Navigationssystem BeiDou an Thailand

Die chinesische Regierung kann bei den Versuchen, das selbst entwickelte Navigationssystem BeiDou zu verkaufen, einen ersten Erfolg verzeichnen. Thailand investiert umgerechnet 250 Millionen Euro in den GPS-Konkurrenten.

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Von
  • Jan Schüßler

Mit Thailand hat die Regierung Chinas den ersten Lizenznehmer für ihr satellitengestütztes Navigationsnetzwerk BeiDou gewonnen. Wie die chinesische South China Morning Post (SCMP) meldet, haben die Regierungen einen Vertrag geschlossen, der Thailand für zwei Milliarden Yuan (derzeit rund 250 Millionen Euro) erlaubt, das System im öffentlichen Sektor einzusetzen, was Katastrophenhilfe und Transportgewerbe einschließt.

Ein an den Verhandlungen beteiligter, namentlich nicht weiter genannter Forscher von der chinesischen Universität Wuhan sagte laut Bericht, die Auswahl von Thailand als erstem Kooperationspartner sei kein Zufall. Der öffentliche Bereich und das Militär Thailands hätten sich bislang stark auf den Einsatz des US-amerikanischen Platzhirschen GPS verlassen, und die chinesische Regierung "brenne darauf, den Thailändern zu beweisen, dass BeiDou alles genauso gut kann wie GPS – einiges sogar besser". Wenn Thailand sich auf BeiDou einlasse, könnten andere Länder diesem Beispiel folgen und so Amerikas politischen, wirtschaftlichen und militärischen Einfluss in der Region senken.

Die ganze Aktion dürfte für China nicht gerade billig werden. Laut Vertrag soll Thailand nicht nur ein BeiDou-basiertes Fernerkundungssystem bekommen, sondern auch eine Erdfunkstelle inklusive einem ganzen Gewerbegebiet, in dem künftig kompatible Empfänger für den südostasiatischen Markt entwickelt und produziert werden sollen. Der zitierte Forscher schätzt, dass die eingenommenen zwei Milliarden Yuan gerade so die anfallenden Kosten decken.

Tatsächlich, so die SCMP, sei China zu einer dermaßen großzügigen Vermarktung von BeiDou regelrecht gezwungen. Zum einen sähen Industrie-Experten außerhalb Chinas kaum Vertrauen in das System, zum anderen hat es auch in China einen schweren Stand. Bis auf das chinesische Militär, den öffentlichen Sektor und einige Spezialbereiche wie die Fischerei ist das System kaum anzutreffen. Aus diesem Grund hat die chinesische Regierung im Januar 2013 ein Gesetz erlassen, das dem Transportgewerbe die BeiDou-Nutzung in Teilen des Landes vorschreibt. So sollen zum Beispiel schwere LKW ohne BeiDou-Ausstattung nicht mehr die notwendige Zulassung bekommen.

Die chinesische Regierung hat BeiDou Ende 2012 für die zivile Nutzung freigegeben. Das System existiert zwar seit rund zehn Jahren, wurde wegen technischer Einschränkungen bislang jedoch nur von Regierung und Militär genutzt. Das System deckt noch nicht die ganze Welt ab; China plant, bis 2020 insgesamt 35 Satelliten im Einsatz zu haben. (jss)