Hannover Messe: Autodesk importiert die Realität
Die schickste Neuheit der 2014er-Pakete von Autodesk heißt ReCap, bringt 3D-Daten aus dem realen Raum ins Konstruktionsprogramm und lässt sich frei herunterladen.
Der Versionsnummer nach ist der CAD-Spezialist Autodesk seiner Zeit voraus – die Konstruktions-Suiten, die der Hersteller auf der Hannover Messe zeigt, tragen bereits die Jahreszahl 2014. Darin enthalten findet man ein neues Programm namens ReCap (Reality Capture) Studio, mit dem man sehr große Punktwolken von Laserscannern darstellen, bearbeiten und zusammenfügen kann. Damit lässt sich der Ist-Zustand von Innenräumen etwa in Fabriken oder Fahrzeugen erfassen und in Konstruktionsprogramme wie Inventor importieren, um einen Umbau oder eine Neuaustattung auf Maß zu planen.
Zudem kann man vorab neue Einbauten und vorhandene Umgebung auf versteckte Kollisionen prüfen. Unerwünschte Teile des Scans lassen sich wegschneiden, gewünschte freistellen. Die Größe der Punkte in der Darstellung und deren Farben lassen sich anpassen – wahlweise zeigen sie Punkte wie etwa vom Scanner erfasste Farben, die Höhe über dem Bezugsniveau oder die Normalen an.
ReCap Studio ist Teil der Autodesk-Suites, der Programmpakete fĂĽr Produktentwicklung, Architektur, Fabrikplanung oder auch 3D-Animation. Die Software soll aber auch mit den neuen Versionen einzelner Anwendungen wie AutoCAD, Inventor, Revit und 3ds Max ausgeliefert werden. AuĂźerdem kann man das Programm frei herunterladen. FĂĽr den Start braucht man allerdings eine (kostenlose) Autodesk-ID. Ăśber diesen Cloud-Anschluss lassen sich die in ReCap bearbeiteten Punktwolken fĂĽr andere Nutzer freigeben.
Eine Beispiel-Punktwolke aus einem Laserscanner von Faro ist bereits enthalten. Ab dem 12. April soll zudem eine Version namens ReCap Photo zur VerfĂĽgung stehen, die mit Serverhilfe aus hochgeladenen Fotoserien von Objekten und Situationen 3D-Modelle errechnet. Wer bereits einmal einen Blick auf das kostenlose Autodesk-Angebot 123D Catch geworfen hat, dem wird das bekannt vorkommen. Die ReCap-Version der Fotosynthese verspricht allerdings, mehr Bilder und Daten zu verarbeiten als der Gratis-Fotoscanner fĂĽr Privatanwender aus der 123D-Serie.
Viele weitere Neuheiten der Autodesk-Konstruktionswerkzeuge und Plattformen stecken im Detail und sollen Anwender effizienter arbeiten und vor allem auch zusammenarbeiten lassen. So kann man dem 3D-Konstruktionstool Inventor vorgeben, ab welcher Zahl von Einzelteilen die Software beim Öffnen einer Baugruppe automatisch in den sogenannten Express Mode umschaltet, der die Darstellung vereinfacht und die Ladezeit radikal verkürzt. Aus Inventor exportierte und in die BIM-Software Revit importierte Teile sollen einerseits ihre parametrisch veränderbaren Eigenschaften behalten, andererseits aber auf das Wesentliche vereinfacht in der Anwendung zur Gebäudedatenmodellierung auftauchen.
Dadurch soll nicht nur die Dateigröße auf ein handhabbares Maß schrumpfen, sondern auch technische Details maskiert werden, sodass Unternehmen 3D-Modelle ihrer Produkte an andere, beteiligte Firmen weitergeben können, ohne befürchten zu müssen, zu viel von ihrem speziellen Know-How zu enthüllen. Die Cloud-Plattform Autodesk 360 schließlich spiegelt Dateien auf dem Server auf der lokalen Festplatte, so dass man auch ohne Internetzugang Zugriff auf eine möglichst aktuelle Version seiner in der Cloud gespeicherten Daten hat – ähnlich wie man das von verbreiteten Synchronisationsdiensten wie Dropbox, TeamDrive & Co. kennt.
Mehr Aktuelles von der Hannover Messe und zur Fabrik der Zukunft finden Sie in einem Special von Technology Review. (pek)