Digitalisierungsprojekt des Buchhandels heißt jetzt "libreka"

Lange unter "Volltextsuche Online" bekannt, soll die digitale Branchenplattform des deutschen Buchhandels jetzt unter dem Namen "libreka" durchstarten. Laut Börsenverein sind derzeit etwa 8.000 aktuell lieferbare Titel online zugänglich,

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Von
  • Thomas Maier
  • dpa

Über zwei Jahre haben die Vorbereitungen gedauert, jetzt will die deutsche Buchbranche mit ihrer seit längerem angekündigten digitalen Branchenplattform Ernst machen. Unter dem Titel "libreka" sind etwa 8.000 aktuell lieferbare Titel im Internet zugänglich, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse ankündigte. Derzeit arbeiten 300 Verlage mit.

Verlage und Buchhändler sollen künftig über die Plattform online handeln können, auch der Verbraucher kann recherchieren. Ob Bücher im Internet seitenweise oder überhaupt nicht zu lesen sind, entscheidet jeweils der Verlag. "Es liegt an den Verlagen, die Balance zu finden", sagte Ronald Schild vom Börsenverein bei der Präsentation von "libreka", einem Kunstwort aus dem lateinischen "liber" (frei) und dem griechischen "heureka" (ich habe es gefunden).

Noch steht das Projekt, das als Branchenplattform nach Angaben des Börsenvereins europaweit einmalig ist, erst am Anfang. Schließlich gibt es laut Schild "19.000 potenzielle Verlage", die als Partner in Frage kommen. Damit "libreka" an Fahrt gewinnt, können Verlage bis Mitte November kostenlos ihre Bücher in die Plattform stellen. Später kostet die Aufnahme drei Euro pro Titel. Auch das relativ teuere Scannen der Bücher übernimmt der Börsenverein zuerst einmal kostenlos, später gibt es Vorzugsbedingungen.

Bei Google Book Search kostet dagegen das Scannen von Büchern gar nichts. Die Buchsuche des US-Online-Giganten wird jedoch vom Börsenverein nicht als Konkurrent, sondern als Partner gesehen. In Verhandlungen mit Google wird derzeit über eine Kooperation gesprochen, um "libreka" besser für den Verbraucher zugänglich zu machen.

"Das große Potenzial von "libreka" ist nicht zu unterschätzen", sagte Jens Redmer, Europa-Chef von Google Book Search, in Frankfurt. In seinem Unternehmen seien jedoch weit mehr Bücher online verfügbar als beim neuen Projekt des Börsenvereins. Wie viele deutsche Verlage bei Google mitmachen, will er jedoch nicht verraten. Weltweit hat Google nach eigenen Angaben inzwischen eine Million Bücher digitalisiert, die in unterschiedlichem Umfang im Internet eingesehen werden können.

Zudem läuft bei Google ein Großprojekt mit weltweit führenden Bibliotheken – darunter der Bayerischen Staatsbibliothek. Alle Bücher, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt werden, werden vollständig ins Netz gestellt. Redmer sieht diese Kooperation als "strategisches Investment". Dem vor allem von der Online-Werbung lebenden Unternehmen geht es darum, immer mehr Benutzer auf sein Portal zu locken.

Für die Verlagsgruppe Holtzbrinck, zu der unter anderem die großen Verlage S. Fischer und Rowohlt gehören, ist "libreka" ein großer Schritt nach vorn. Nur auf einer solchen Branchen-Plattform sei das geistige Eigentum von Verlagen und Autoren geschützt, sagte Holtzbrinck-Geschäftsführer Rüdiger Salat. "Es hätte auch schneller gehen können", räumte er ein.

Bereits am Dienstag hatte der US-amerikanische Verleger Michael Cader ("Publishers Lunch") die Branche dazu aufgerufen, angesichts stagnierender Märkte und verschärften Wettbewerbs das enorme Potenzial des Internets zu nutzen. Als Beispiel führte er den Reiseverlag Lonely Planet an, der eine Online-Gemeinschaft mit mehr als 400.000 eingetragenen Mitgliedern aufgebaut hat. Sie können auch eigene Inhalte beisteuern. (Thomas Maier, dpa) / (pmz)