Intel stellt X38-Chipsatz mit PCI Express 2.0 vor

Neben dem beschleunigten PCI-Express-Interface unterstützt Intels neuer High-End-Chipsatz für PC-Enthusiasten bereits DDR3-1333.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nachdem Intel und die Mainboardhersteller in den vergangenen Monaten einige Male spärliche Details zum neuen X38-Chipsatz für Desktop- und kleinere Workstation-Mainboards durchsickern ließen, stellt Intel den neuen High-End-Chipsatz nun endlich offiziell vor. Er beerbt den nicht mehr zeitgemäßen 975X und gehört wie P35, G33 oder G35 zu Intels 3-Chipset-Series. Der Familienzuwachs dürfte jedoch der teuerste in diesem Bunde sein und richtet sich vornehmlich an PC-Enthusiasten oder PC-Gamer; überwiegend dürfte er auf Boards zu Preisen jenseits von 175 Euro zum Einsatz kommen.

Mit dem im Juni vorgestellten P35 hat der X38 Vieles gemein: DDR2- und DDR3-Speichercontroller, die Kombination mit ICH9-Soutbridges und Unterstützung für die noch dieses Jahr erwarteten 45-nm-Prozessoren (Penryn). Doch mit DDR3-1333, zwei vollwertigen PCI-Express-2.0-Slots und Funktionen für Übertakter bietet der X38 einige Techniken, die seinen günstigeren Verwandten fehlen.

Der P35 etwa beherrscht maximal DDR3-1066 (533 MHz/PC3-8500). Damit arbeitet er bei gängigen Anwendungen nicht nennenswert schneller als mit DDR2-800 (400 MHz, PC2-6400) – der X38 dürfte mit DDR3-1333 (667 MHz/PC3-10600) erstmals nennenswerte Vorteile von DDR3-Speicher im Vergleich zu DDR2 zeigen. PC3-10600-Speichermodule sind aber noch rar und zwei- bis dreimal so teuer wie PC2-6400-Speichermodule – wohl ein Grund, warum die Hersteller von X38-Boards häufig noch auf DDR2-RAM setzen und dem Chipsatz stattdessen die von Intel nicht offiziell vorgesehene Unterstützung von DDR2-1066 (533 MHz/PC2-8500) entlocken.

Während Boards mit dem P35 einen zweiten PEG-Slot allenfalls über die Southbridge mit vier PCIe-Lanes anbinden, steuert der X38 zwei PEG-Slots mit den bei PEG vorgesehenen 16 PCIe-Lanes an – Grafikkartentandems lassen sich allerdings nur mit AMDs Radeon-Grafikkarten aufbauen, da Nvidia SLI nur auf den hauseigenen nForce-Chipsätzen freigibt. Bei den beiden PEG-Slots beherrscht der X38 ferner PCI Express 2.0 – in die beiden PEG-Slots passen aber auch PEG-Grafikkarten mit PCIe der ersten Generation, da PCIe 2.0 die gleichen Steckplätze nutzt und Abwärtskompatibilität verspricht. Bisher sind keine PEG-2.0-Grafikkarten erhältlich – erst für den Spätherbst planen die Grafikchiphersteller solche. Es muss sich zeigen, ob die von der theoretisch doppelt so hohen Übertragungsrate von PCIe 2.0 in der Praxis überhaupt profitieren.

Block-Diagramm des X38-Chipsatzes

Einige Boardhersteller splitten die sechzehn PCIe-Lanes für den zweiten PEG-Slot noch einmal auf, um insgesamt drei Grafikkarten-Steckplätze zu bieten. Triple-CrossFire soll jedoch nicht möglich sein – der dritte Slot eignet sich daher primär für Multimonitorlösungen mit drei Grafikkarten. Alternativ könnte eine dritte Grafikkarte auch zur Physikbeschleunigung dienen – um dieses vor Monaten viel diskutierte Konzept ist es jedoch wieder vergleichsweise still geworden.

Besonders auf Enthusiasten und Overclocker zielt Intel mit XMP (Extreme Memory Profile) – durch diese Spezifikationserweiterung für die im SPD-EEPROM von DDR3-Speichermodulen gespeicherten Daten sollen X38-Boards XMP-Speichermodule optimal einstellen, auch wenn diese nicht-JEDEC-konforme Spezifikationen für Latenzzeiten, Taktfrequenzen und Betriebsspannungen benötigen. Für den sparsamen Heim-PC eignet sich der X38 hingegen weniger: Er nimmt laut Intel-Informationen bereits im Idle-Modus ungefähr doppelt so viel Leistung auf wie der P35. Unter Last soll es im ungünstigsten Fall mit 36,5 Watt sogar mehr als das Doppelte der 16 Watt des P35 sein.

Beim X38 wirbt Intel mit der Unterstützung von Turbo Memory und externen SATA-Port-Multiplier-Gehäusen. Für beide Funktionen sind die Southbridges der ICH9-Familie zuständig, die Intel auch bei einigen der anderen aktuellen Desktop-Chipsätze nutzt – bisher mangelte es jedoch an Treibern, die Port-Multipler und Turbo Memory unterstützen.

Bereits vor Wochen hatten einige Boardhersteller Informationen zu X38-Produkten publiziert. Seit Wochen sind die X38-Boards von Asus und Gigabyte auch in den Preislisten verschiedener Händler zu finden – die günstigsten Modelle für knapp unter 200 Euro. Erste Boards scheinen nun auch auf Lager zu sein. (thl)