Cyber-Mobbing: Medienanstalt fordert mehr Sensibilität

Schubsen und Hänseleien auf dem Schulhof kennt jeder aus seiner Schulzeit. Heute findet Mobbing vielfach im Internet statt - eine Flucht gibt es für Kinder und Jugendliche nicht mehr.

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Von
  • dpa

Kompromittierende Bilder und beleidigende Texte im Internet – Lehrer, Eltern und Schüler müssen aus Sicht der Medienanstalt Sachsen-Anhalt stärker für dieses Thema sensibilisiert werden. "Cybermobbing kommt häufiger vor als das direkte Mobbing in der Schule", sagte Matthias Schmidt, Bereichsleiter Medienkompetenzvermittlung bei der Medienanstalt, am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Halle. Diese Form sei im Vergleich zu Hänseleien auf dem Schulhof besonders infam, weil sie sich schnell verbreite, dauerhaft sei und oft von einer anonymen Quelle stamme. "Es ist das fortgesetzte Mobbing aus der Schule, vor dem die Schüler sonst wenigstens zu Hause Ruhe hatten."

"Je nach Vertrauensverhältnis sollten die Eltern erste Anlaufstelle sein", sagte Schmidt. Klassen- und Vertrauenslehrer seien oft überfordert. "Die Medienanstalt wird oft wie eine kleine Feuerwehr in die Schulen gerufen." Dort informiert sie Schüler, Lehrer und Eltern über das Thema. Jugendliche nutzten aber oft auch Gleichaltrige als Ansprechpartner in einer solchen schwierigen Situation, sich im Freundeskreis gemeinsam zu wehren sei oft effektiv. Die Medienanstalt, für die das Thema Cybermobbing seit etwa fünf Jahren auf der Tagesordnung stehe, bilde etwa an einer Schule in Halle Schülermedienscouts als Ansprechpartner für Mitschüler aus.

"Sich direkt zu wehren oder zu antworten ist oft nicht der beste Weg", sagte Schmidt. Damit könne eine Debatte angeheizt werden. Auch E-Mails mit der Bitte, Beleidigungen und Verleumdungen zu unterlassen, hätten selten Erfolg. Was sollen die Betroffenen nun tun? Schmidt rät: Angriffe in der Schule melden, Beweise in Form von Bildschirmfotos sichern. Manchmal sei es sinnvoll, einen Anwalt einzuschalten. Die letzte Möglichkeit sei eine Strafanzeige wegen Beleidigung, übler Nachrede oder Verleumdung.

Von den Schulen forderte Schmidt, das Thema Cybermobbing zu thematisieren. "Einige Schulen erteilen ein striktes Handyverbot während der Schulzeit, so dass keine kompromittierende Fotos und Videos von Prügeleien oder auf der Schultoilette gemacht werden können." Allerdings könne damit das Problem verlagert werden.

An diesem Freitag veranstaltet die Techniker Krankenkasse mit dem Kultusministerium eine Fachtagung zu Cybermobbing in Magdeburg. Eingeladen sind unter anderem Vertreter der Medienanstalt und der Landesbeauftragte für Datenschutz. Sie informieren Pädagogen über Datenschutz und gesundheitliche Auswirkungen von Mobbing. (jss)