Open Access: Der "grüne Weg" soll attraktiver werden

Zugunsten des ungehinderten Zugangs zu Forschungsergebnissen fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft innovative Projekte zur Vernetzung von Dokumentenservern an wissenschaftlichen Einrichtungen.

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Von
  • Richard Sietmann

Nach der Zählung der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) gibt es hierzulande insgesamt 128 Dokumentenserver, über die wissenschaftliche Einrichtungen systematisch die Publikationen und andere Materialien ihrer Forscher frei zugänglich machen. Weltweit haben sich derzeit 1080 solcher Repositorien im inoffiziellen Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR) registrieren lassen, und in der Rangliste nimmt Deutschland hinter den USA den zweiten Platz vor England und Japan ein. "Wir ringen mit den Briten um den zweiten Platz", scherzte der DINI-Vorsitzende Professor Peter Schirmbacher von der Berliner Humboldt-Universität gestern zum Auftakt eines zweitägigen Workshops der Initiative.

DINI ist ein Zusammenschluss von 122 Bibliotheken, Rechen- und Medienzentren zur Verbesserung der wissenschaftlichen Informationsversorgung und -infrastruktur an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wie DINI hat sich auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die "Förderung der wissenschaftlichen Informationslandschaft in Deutschland" – so der Titel der gemeinsamen Veranstaltung – auf die Fahnen geschrieben. Ein Ziel ist die bessere Vernetzung der Repositorien, um einerseits die Ergebnisse der Forschung im Ausland stärker sichtbar zu machen und andererseits Mehrwertdienste auf der Plattform der vernetzten Publikationsserver entwickeln und anbieten zu können. In der Open-Access-Bewegung wird dies als "grüner Weg" zur freien Zugänglichkeit zu den publizierten Ergebnissen der öffentlich geförderten Forschung für Wissenschaftler und allgemeine Öffentlichkeit bezeichnet – neben dem "goldenen Weg" der Veröffentlichung in solchen elektronischen Wissenschaftszeitschriften, die für die Leser kostenfrei sind, sich dafür allerdings oftmals aus Autorengebühren refinanzieren müssen.

Auf dem "grünen Weg" gibt es aber auch Probleme. Im Durchschnitt liegen auf den Publikationsservern zwischen 3000 und 5000 Dokumente, berichtete Schirmbacher – "das ist nicht fürchterlich viel". Zur Qualität lassen sich kaum generelle Aussagen treffen, weil die Veröffentlichung in einem Repositorium anders als in wissenschaftlichen Zeitschriften in der Regel nicht mit einem Peer Review verbunden ist, sofern es sich nicht um eine Zweitveröffentlichung handelt. "Der Open-Access-Gedanke steht noch nicht im Vordergrund", beschrieb Schirmbacher die Lage, zudem suchten viele Autoren vor allem "die fachbezogene Anerkennung und weniger die Anerkennung innerhalb der Institution".

Der in der DFG für die wissenschaftliche Literaturversorgung und Informationssysteme (LIS) zuständige Referent, Johannes Fournier, sieht das ähnlich. "Wir sagen immer, dass Open Access zum Besten der Wissenschaft sei, aber eine sehr große Zahl von Autoren aus dem Wissenschaftsbereich machen sich eigentlich sehr wenig Gedanken darüber, wie die Erfordernisse der Wissenschaft erfüllt werden können". Fournier beklagte die "unzureichende fachliche Verankerung" der institutionellen Repositorien; wünschenswert sei eine stärkere Einbindung von Fachwissenschaftlern in die Organisation und Bewertung der Inhalte.

Die DFG, die bereits das DINI-Projekt "Open-Access Netzwerk" unterstützt, wirbt deshalb für weitere Projekte in diesem Bereich. Mit der gezielten Fördermaßnahme "Aufbau und Vernetzung von Repositorien" sollen die von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen aufgebauten lokalen Systeme unter übergeordneten fachlichen Gesichtspunkten aggregiert und vernetzt werden, sodass eine frei zugängliche Schicht hochwertiger Publikationen in hoher Qualität im Internet zugänglich wird. Beabsichtigt ist insbesondere die Entwicklung überregionaler und fachspezifischer Dienste zur Zusammenführung der Publikationen, zur Standardisierung und zum Austausch von Informationen über diese Publikationen in Gestalt sogenannter Metadaten sowie die Entwicklung von Community-bezogenen Mehrwertdiensten wie beispielsweise die Aggregation von Daten zu Nutzungs- und Zitatanalysen.

Als weitere Themenfelder werden unter anderem die "Verknüpfung von Ergebnissen aus der maschinellen Aufbereitung von Volltexten mit Systemen zur Sacherschließung", die "Entwicklung von Harvesting-Routinen" und die "Aufbereitung der Metadaten für die übergreifende Suche nach fachlichen und formalen Kriterien" genannt. Die Ausschreibung (PDF-Datei) zur Fördermaßnahme läuft noch bis zum 30. April. (Richard Sietmann) / (jk)