Wolfram Alpha soll die Cloud erobern

Stephen Wolfram hat auf der Konferenz "Next" einen Ausblick auf neue Anwendungen der von seiner Firma entwickelten Wissensmaschine und Einblicke in sein "Rechenuniversum" gegeben.

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Stephen Wolfram hat auf der Konferenz "Next " am Dienstag in Berlin einen Ausblick auf neue Anwendungen der Wissensmaschine Wolfram Alpha gegeben. Der britische Physiker kündigte eine "Cloud-Version" der Datenbank mit spezieller Programmierschnittstelle an. Mit ein paar Zeilen Alpha-Code und einer laufenden Internetverbindung solle es damit möglich sein, das Antwortsystem etwa auf einem Desktop-Rechner, in einer "privaten Cloud" oder in anderen Umgebungen zu nutzen.

In Aussicht stellte Wolfram zudem eine eigene Alpha-Umgebung, um Online-Kurse erstellen zu können. Diese solle es Lernenden erlauben, die im Unterricht behandelten Konzepte direkt zu erforschen. Schon heute nutze ein Drittel der US-Studenten Wolfram Alpha. Die Suchmaschine selbst bestehe derzeit aus über 15 Millionen Codezeilen, führte der Chef von Wolfram Research aus. Über das bestehende API für Webdienste und das Computable Document Format (CDF) könnten Anwendungen wie Apples Siri bereits darauf zugreifen.

Zur immer wieder beschworenen Rivalität mit Google erklärte der Schöpfer der Mathematica-Software, Wolfram Alpha viel mehr Wissensbestände erschließe, die mithilfe ausgewiesener Experten maschinenles- und berechenbar gemacht würden. Im Gegensatz zur typischen Silicon-Valley-Unternehmung "setzen wir viele Menschen ein", um die Inhalte einzupflegen und aktuell zu halten, betonte Wolfram. Mit der wachsenden Zahl mobiler Endgeräte wachse zudem der Druck, rasch eine Antwort zu liefern, "nicht einen Haufen Links". Eine Wissensmaschine müsse zudem in der Lage sein, Eingaben in natürlicher Sprache zu verarbeiten.

Als "überreif für die Automatisierung" bezeichnete Wolfram das Gesundheitswesen. Die medizinische Diagnose falle Menschen schwer, sie begingen dabei ständig Fehler. Eine maschinelle Analyse einschlägiger Daten sei erfolgsversprechender. Generell stelle er sich das künftige, von Robotern angereicherte Ökosystem so vor, dass die Menschen die Ziele vorgeben und die Maschinen diese ausführen.

"Ich bin ein Datenliebhaber; ich sammle fast alles über mich", erkärte Wolfram sein eigenes Datenuniversum. Dazu zeigte er Grafiken, die jede von ihm versandte E-Mail oder jeden von ihm auf einer Rechnertastatur erzeugten Tastendruck visualisierten und beispielsweise Schlafrhythmen und Arbeitspausen erkennen ließen. Als vielversprechend beim Erkenntnisgewinn über die Lebensweisen von Nutzern bezeichnete Wolfram auch die jüngst erweiterten Analysefunktionen für Facebook durch die Wissensmaschine. (vbr)