Max Planck, das Absolute und die moderne Physik

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft erinnerte auf ihrer Jahrestagung in Berlin an den Quantentheorie-Begründer Max Planck, der vor 150 Jahren geboren wurde.

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Von
  • Ralf Bülow

1858 wurde in Kiel Max Planck geboren, der im Jahr 1900 als Physikprofessor in Berlin die Quantentheorie der Strahlung entwickelte und damit eine weitreichende wissenschaftliche Revolution auslöste. Im Vorfeld seines 150. Geburtstags am 23. April hielt die Deutsche Physikalische Gesellschaft auf ihrer Berliner Jahrestagung das Symposium "Im Blick: Die moderne Physik" ab, das Themen der aktuellen Forschung aufgriff und sie mit Plancks Schaffen verknüpfte.

Das Programm im Audimax der Technischen Universität begann mit kurzen Abrissen von Plancks Leben und Werk, vorgetragen von DPG-Vizepräsident Knut Urban und dem Berliner Emeritus Werner Ebeling. Beide sahen Planck primär als Theoretiker und als Thermodynamiker, der im Geiste der klassischen Physik hinter den Erscheinungen das "Absolute" suchte. Seine Rolle als Wissenschaftsorganisator und letztlich als Namensgeber für die gleichnamige Gesellschaft wurde nicht näher behandelt.

Eher an die Experten richtete sich der Heidelberger Teilchenphysikers Christof Wetterich, den das Mysterium der Dunklen Materie bewegte. Danach schilderte der Mainzer Jungstar Immanuel Bloch seine Forschungen zu ultrakalten Quantengasen und ein französisches Experiment von 2007, das zum ersten Mal Geburt und Tod eines Photons dokumentierte.

Die Besonderheit dieses Versuchs lag darin, dass die Messapparatur das Auftauchen und Verschwinden des Photons nicht beeinflusste. Die Forscher um den Physiker Serge Haroche leiteten Rubidiumatome um das Lichtteilchen herum, die sich durch dessen elektrisches Feld änderten und seine Existenz oder Nichtexistenz verrieten. In ähnlicher Weise konnte das Team auch das Verhalten von mehreren Photonen untersuchen.

Nobelpreisträger Klaus von Klitzing gab eine launige Einführung in die Fundamentalkonstanten. Das Sorgenkind ist hier das Kilogramm, das bis heute auf einer im Internationalen Büro für Maße und Gewichte gehüteten Referenzmasse beruht. Dies wird nun mit der Zeit immer leichter, sodass man dringend eine neue konstante Masse braucht. Favorit ist zurzeit ein indirektes Verfahren mit der Technik der Wattwaage.

Klitzing wies auf die Graphene hin, eine verblüffende Entdeckung in der Physik der Kohlenstoffe und das gegenwärtig heißeste Thema der Nano-Materialfoschung. Die wabenförmigen Drahtzäunen gleichenden Graphene sind zweidimensionale Kristalle und könnten eines Tages die Siliziumchips ablösen.

Im Schlussreferat kam der Kosmologe Günther Hasinger auf die Dunkle Materie und ihre Rätsel zurück und beschrieb die von seinem Institut geplante Satellitenmission eROSITA. Die Raumsonde verfügt über gleich sieben Röntgenteleskope, mit denen sie ein Drittel des Himmels scannen soll. Die kosmischen Röntgendaten kann man dann mit den auf Gravitationslinsen und Galaxienverteilungen basierenden Hochrechnungen für die Dunkle Materie vergleichen und so wertvolle Aufschlüsse über deren Natur gewinnen.

Im Rahmen ihres Berliner Kongresses zeigt die DPG außerdem eine kleine Ausstellung über Max Planck, die der Wissenschaftshistoriker Jost Lemmerich zusammenstellte. Unter dem Titel "Vergangenheit und Zukunft: Physik 1858 – 2008 – 2108" kann sie noch bis Freitag im Ernst-Ruska-Gebäude der Technischen Universität besichtigt werden. Eine größere Sonderschau folgt dann am 26. April im Deutschen Technikmuseum.

Wer sich eigenhändig mit dem Physikpionier befassen möchte, kann dies durch den Erwerb einer Silbermünze tun, die im April herauskommt, oder aber die Doppelbiographie über Max Planck und seinen Sohn Erwin studieren, die im Unterschied zum Berliner Symposium auch näher auf das politische Umfeld der Wissenschaftsgeschichte eingeht. (Ralf Bülow) / (jk)