Telekom-Chef weist Kritik an Drosselplänen zurück

Trotz der massiven Kritik hält die Telekom an ihren Plänen fest, DSL-Anschlüsse ab 2016 für Vielnutzer zu drosseln. Telekom-Chef Obermann wies die Kritik von Wirtschaftsminister Rösler zurück.

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Von
  • Urs Mansmann

Die geplante Drosselung der Telekom für DSL-Vielnutzer nach Verbrauch eines Freivolumens pro Monat hat bei Verbrauchern und Politikern heftige Kritik hervorgerufen. Die Bandbreite von 384 kBit/s macht den Anschluss praktisch unbenutzbar, wie ein Kritiker demonstrierte, indem er die aktuelle Homepage der Telekom mit dieser Datenrate aufrief – und den über anderthalb Minuten dauernden Ladeprozess in einem Video festhielt.

Telekom-Chef René Obermann hat die Kritik von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) an den Plänen des Konzerns einem Bericht des Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge scharf zurückgewiesen. "Begriffe wie Netzneutralität und Sicherstellung von Wettbewerb [werden] dahingehend missbraucht, einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren", erklärte er.

Auch der Vorwurf der Diskriminierung sei unberechtigt. Telekom-eigene Internetdienste wie Videoload oder die Telekom-Cloud würden auf die Datenmenge angerechnet, stellte Obermann klar. Entertain sei kein typischer Internet-Dienst sondern eine von den Landesmedienanstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die die Kunden ein zusätzliches Entgelt bezahlten.

Die Konkurrenten der Telekom verneinen auf Anfrage, eigene Pläne für eine Drosselung der Kundenanschlüsse nach Volumen zu hegen – was angesichts der überwiegend negativen Reaktionen auf den Vorstoß der Telekom nicht überraschend kommt. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko), Stephan Albers, prophezeite gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus, dass der Telekom "die Kunden in Scharen davonlaufen werden", wenn der Anbieter das Gebührenmodell tatsächlich durchsetze.

Der Branchenverband Bitkom stimmt in den Chor der Kritiker nicht ein. Geschäftsführer Bernhard Rohleder sagte: "Wir sehen von neuen Tarifmodellen im Internet überhaupt keine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Solche Volumenkontingente kennen wir im Mobilfunk. Der Mobilfunk boomt, und das ganze seit zehn Jahren."

Bei der EU-Kommission in Brüssel sieht man keinen Anlass, die Telekom rechtlich in die Schranken zu weisen. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes bewertete es als "normal", wenn ein Unternehmen höhere Preise für höhere Datenmengen durchsetzen wolle. Kunden, die damit nicht einverstanden seien, sollten "mit den Füßen abstimmen". (uma)