"Ich bin Bradley Manning"

Zum Aufwärmen zur Internetkonferenz re:publica beschäftigte sich die re:source 5 mit dem Whistleblower Bradley Manning. Seit seinem Plädoyer in der Voruntersuchung bereiten sich Anklage wie Verteidigung auf den Beginn des Hauptverfahrens vor.

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Von
  • Detlef Borchers

"I Am Bradley Manning" auf der re:source 5, unter anderem mit John Goetz ("A" in der oberen Reihe), Andy Müller-Maguhn ("Y" in der oberen Reihe) und Birgitta Jónsdóttir ("A" in der unteren Reihe).

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

Zum Aufwärmen zur großen Internetkonferenz re:publica beschäftigte sich die re:source 5 mit dem Whistleblower Bradley Manning. Mitgetragen wurde die Veranstaltung von der Berliner Sektion des "Free Bradley Manning"-Networks, das am 1. Juni zu einer Demonstration für den Whistleblower aufgerufen hat. Das Hauptverfahren gegen Manning wird am 3. Juni eröffnet.

Seit seinem bewegenden Plädoyer in der Voruntersuchung ist es still um den US-Gefreiten Bradley Manning geworden. Anklage wie Verteidigung bereiten sich auf den Beginn des Hauptverfahrens vor. Der Versuch, den bisexuellen Bradley Manning als symbolischen "Großmarschall" der jährlichen Parade San Francicso Pride zu installieren, wurde von den Veranstaltern dieser Show mit harten disziplinarischen Maßnahmen geblockt. Mit dem Slogan "I am Bradley Manning" protestierten etliche Bürgerrechtler am vergangenen Montag vor dem Büro der Pride-Parade, unter ihnen Daniel Ellsberg, der Whistleblower der Pentagon-Papiere. Kaliforniens Schwule, Lesben und Transsexuelle wollen nichts mit einem Menschen zu tun haben, der im Militärdienst unter seiner Orientierung litt – auch das findet sich im Plädoyer von Manning.

Die ehemalige Wikileaks-Aktivistin und isländische Piratenpolitikerin Birgitta Jónsdóttir gehört zu den Stimmen, die unerschütterlich zu Bradley Manning stehen. Zur re:publica-Vorabveranstaltung ließ sie einen Trailer abspielen, der für Judith Ehrlichs Film Outlaws and Pioneers of the Electronic Frontier wirbt, in dem sie eine tragende Rolle spielt. In Berlin erklärte sie, wie sie gegen den "media blackout" kämpft, aber auch, wie sie ihrem eigenen iPhone und ihrem Computer nicht mehr über den Weg traut. Sensitive Inhalte haben auf ihnen nichts zu suchen. Solche Inhalte füllen dennoch ihren Alltag: Sie arbeitet an einer Anthologie namens 1001 Nights, die für die 1001 Tage stehen soll, die Manning bereits in Haft ist.

Auf Jónsdóttir folgte der Journalist John Goetz, der für den NDR als investigativer Journalist arbeitet und bei der Nachbearbeitung des von Bradley Manning geschickten Videos über einen Luftangriff im Irak-Krieg beteiligt war. Er betonte, dass niemand während der Bearbeitung des Materials wusste, wer der Whistleblower war. Schließlich kam Andy Müller-Maguhn von der Wau-Holland-Stiftung zu Worte, der weg von den Aktionen der US-Armee und depeschenschreibender US-Diplomaten zum Problem der "Freedom of Information" wollte und die verschärfte Gangart der Ermittler gegen Hacker anklagte. Zum Schluss redete ein Vertreter der Manning-Unterstützer: Wer Kriegsverbrechen öffentlich mache, werde aus der Armee ausgestoßen, verliere Familie und Freunde. Die Unterstützung solcher Helden könnte größer sein. Nach Manning wurden die Fälle des Stratfor-Hackers Jeremy Hammond, des Anonymous-Sprechers Barrett Brown und besonders Aaron Swartz behandelt, dessen Selbsttötung möglicherweise zu einer Änderung der harschen US-amerikanischen Hackergesetze führen könnte. Entsprechende Meldungen wurden vorgelesen, bis man sich schließlich zum Foto versammelte: "Ich bin Bradley Manning". (jk)