Europäische Versorgungs-Mission für ISS ist startklar

Das neue Automated Transfer Vehicle "Jules Verne", ein unbemanntes Versorgungsraumschiff, steht in Kourou startbereit. Es kann bis zu 7,6 Tonnen Fracht zur ISS bringen und soll dort automatisch andocken.

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Von
  • Urs Mansmann

Das Automated Transfer Vehicle (ATV) der ESA mit dem Namen "Jules Verne" ist startklar, teilte die Europäische Weltraumorganisation am heutigen Sonntag mit. Das Transportsystem soll am 8. März vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana mit der Trägerrakete Ariane 5 ES gestartet werden und später an der Internationalen Raumstation ISS ankoppeln. Das unbemannte Einwegfahrzeug kann 7,6 Tonnen Fracht aufnehmen und wird bei der Rückkehr zur Erde mit Müll aus der Weltraumstation beladen.

Das neue ATV-System bietet einige Vorzüge gegenüber den russischen Progress-Kapseln: Es ist wesentlich größer und kann rund dreimal so viel Nutzlast an Bord nehmen. Mit dem ATV lassen sich auch größere Einzelkomponenten zur ISS bringen, die gleiche Menge Nutzlast erfordert außerdem eine geringere Zahl an Ankopplungsmanövern. Der Preis pro Tonne Nutzlast liegt allerdings auch erheblich höher als beim russischen Pendant. Das ATV eignet sich anders als die russischen Sojus-Kapseln nicht zum Transport von Material von der ISS zur Erde, denn das Modul verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Gegenüber dem etwas bejahrten Space Shuttle, das pro Mission rund 10 Tonnen Nutzlast aufnimmt, kann das ATV etwas weniger Fracht an Bord nehmen. Allerdings ist ein Space-Shuttle-Start deutlich aufwendiger als der eines ATV. Daher sind die Kosten für die per ATV transportierte Fracht pro Tonne trotz des Einwegsystems günstiger als für das mehrfach einsetzbare Space Shuttle.

Die erste Mission des ATV soll zu zahlreichen Tests genutzt werden. Vor dem ersten Ankoppelmanöver soll das ATV in der Umlaufbahn einige Trockenübungen hinter sich bringen. Den Ernstfall-Test muss dabei auch das neue ATV-Kontrollzentrum im französischen Toulouse bestehen. Zusätzliche Bodenstationen auf den Azoren und in Neuseeland sorgen für die ständige Verbindung zwischen ATV und Bodenstation.

Genau wie das Space Shuttle und die Progress-Kapseln sorgt das ATV für die Lagekontrolle der ISS, während es angedockt ist. Mit seinen Triebwerken kann es die Raumstation bei Bedarf um bis zu 30 Kilometer anheben und damit den schleichenden Höhenverlust der ISS durch die Reibung an der extrem dünnen Atmosphäre in Bahnhöhe ausgleichen. Geplant sind ATV-Missionen künftig rund alle 18 Monate. (uma)