Das Ende von Windows 3.11

Am ersten November wird Microsoft Windows for Workgroups 3.11 endgültig vom Markt nehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 766 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Am ersten November wird Microsoft Windows for Workgroups 3.11 endgültig vom Markt nehmen. Bis dahin können Gerätehersteller den Betriebssystem-Oldie noch für Spezialanwendungen lizenzieren, etwa schwachbrüstigen Prozessoren – für Endkunden ist das System freilich schon seit vielen Jahren nicht mehr erhältlich.

Die Ende 1993 vorgestellte Windows-Variante war das erste Microsoft-Produkt, das das TCP/IP-Protokoll unterstütze. Aus diesem Grunde konnte sich das im Vergleich zu späteren Versionen nicht besonders ressourcenhungrige Windows in der Welt der Embedded PC, etwa in Registrierkassen, bis heute halten. Die Nachricht von der Einstellung erschien denn auch im Blog eines Microsoft-Spezialisten für Windows Embedded.

Wie viele Microsoft-Produkte war das sehr erfolgreiche Windows for Workgroups 3.11 eine Software, die erst im zweiten Anlauf alles richtig machte. Windows for Workgroups 3.1 war als erstes Microsoft-Produkt für Peer-Netzwerke ein Reinfall und wurde von den damaligen Marktkonkurrenten (z. B. Artisoft mit seinem Lantastic) als "netter Versuch" belächelt. Mit Windows for Workgroup 3.11 verabschiedete sich Microsoft von obsoleter Hardware wie dem 80286-Prozessor und setzte voll auf die 386er-Prozessoren von Intel, die den endgültigen Siegeszug der x86-Architektur begründeten.

Noch wichtiger war es, dass Windows for Workgroup 3.11 neben dem NetBEUI-Protokoll von Microsoft erstmals das TCP/IP unterstützte, das Microsoft damals von einer Firma namens Spider Systems lizenzierte. Die ressourcenfressende Peer-Variante des NetBEUI-Protokolls, NetBIOS genannt, das weit mehr als nur als ein Protokoll zur Übermittlung von Datenpaketen auf Layer 3 darstellte, konnte somit durch das effektivere wie stabilere TCP/IP ersetzt werden.

Das von Spider Systems lizenzierte TCP/IP, das Microsoft bei Windows NT und Windows 95 durch selbst entwickelten Code ersetzte, wurde übrigens unter einer BSD-Lizenz an Microsoft verkauft und kam mit einer Reihe von TCP/IP-Utilities. Während Windows for WorkgroupS nun nach 15 Jahren ins Museum wandert, bleibt die Diskussion darüber lebendig, ob Microsoft sich früh bei der "Open-Source-Software" bedient hat. Den Herstellern von Embedded-Systemen wird das egal sein. Für sie hat Microsoft eine Beratung eingerichtet, welche Embedded-Variante für ihre Zwecke geeignet ist. (Detlef Borchers) / (kav)