Minitastatur am Handgelenk

Ein Team an der Carnegie Mellon University hat mit dem Zoomboard eine Eingabehilfe entwickelt, die auch in eine Smartwatch passen würde.

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Von
  • Rachel Metz

Ein Team an der Carnegie Mellon University hat mit dem Zoomboard eine Eingabehilfe entwickelt, die auch in eine Smartwatch passen würde.

Uhren mit eingebauter Intelligenz liegen im Trend – so führte der Hersteller der Smartwatch Pebble eine enorm erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durch, Samsung arbeitet an eigenen Geräten fürs Handgelenk und auch Apple und Microsoft sollen an der Technik schrauben.

Ein zentrales Problem bei "iWatch" und Co.: Wie ist es möglich, komfortabel Texteingaben durchzuführen, ohne dass man zur Spracherkennung greifen muss? Die Bildschirme sind schließlich sehr klein und werden deshalb derzeit vor allem dafür benutzt, Informationen anzuzeigen oder ein Handy fernzusteuern – die Pebble liefert beispielsweise Hinweise auf eingehende SMS und bietet Knöpfe zur Kontrolle der Musikwiedergabe. Ohne Möglichkeit zur Eingabe längerer Texte sind Smartwatches allerdings nicht wirklich smart, meinen Beobachter – und eine Wiederholung des großen Massenmarkterfolges wie bei Smartphones und Tablets möglicherweise unwahrscheinlich.

Eine Forschergruppe an der Carnegie Mellon University hat deshalb nun eine mögliche Lösung vorgestellt, mit der sich auch auf Mini-Schirmen längere Texte eintippen lassen. Das Verfahren hört auf den Namen Zoomboard und ist eine knapp pfenniggroße virtuelle QWERTY-Tastatur, die einzelne Tastenbereiche automatisch vergrößert, wenn ein Nutzer sie berührt. Akkurates Tippen soll so auch auf kleinsten Displays möglich werden. Zoomboard lässt sich bereits ausprobieren: Es existiert eine Web-Demonstration für das iPad.

Chris Harrison, Co-Autor des Papers und Doktorand am Human-Computer Interaction Institute der Carnegie Mellon University, meint, Zoomboard sei technisch nicht sonderlich kompliziert. Es gehe vor allem darum, die kleinen Tasten so weit heranzuzoomen, dass sie sich auch mit vergleichsweise dicken Fingern treffen lassen.

Berührt man das Zoomboard, wird die Ansicht auf den Bereich der Tasten herangezoomt, den man gerade selektiert hat. Ein weiterer Tastendruck löst die Eingabe aus. Außerdem sind Kurzbefehle nutzbar – ein Wisch nach rechts fügt ein Leerzeichen ein, ein Wisch nach links löscht den letzten Buchstaben. Wischt man nach oben, werden Sonderzeichen präsentiert. Die virtuelle Tastatur ist nicht nur für Smartwatches geeignet. Auch Nutzer, denen die aktuellen Bildschirm-Keyboards auf Tablets und Smartphones zu klein sind, könnten den Zoommodus nutzen. "Wir denken, dass das sehr wertvoll sein könnte – selbst als rudimentärer Eingabemechanismus", sagt Harrison. Zoomboard sei stets ein geeigneter Fallback.

Die Verwendung von Zoomboard ist anfangs allerdings nicht sonderlich schnell, wie Tests mit Versuchspersonen zeigten. Das Forscherteam ließ die Software sechs Studenten auf einem iPad ausprobieren, auf dem die Tastatur 16 mal 6 Millimeter groß war. Nach etwas Übungszeit mussten erste Sätze getippt werden. Dabei kamen die Probanden auf eine Rate von nur 9,3 Worten pro Minute – langsam, aber dafür war die Genauigkeit fast so gut wie bei einer normalgroßen Tastatur. "Schon beim ersten Mal waren die Nutzer erstaunlich gut", sagt Harrison. Noch gibt es keine Pläne dafür, Zoomboard zu kommerzialisieren. Der Quellcode steht allerdings online bereit und kann von anderen Projekten weiterverwendet werden. Er ist nur rund 100 Zeilen lang. (bsc)