Microsoft/Yahoo - Deal gegen Google

Nach dem Angebot von Microsoft, Yahoo zu übernehmen, stellt sich für die Internet-Gemeinde die Frage nach der Bedeutung einer solchen Verschmelzung.

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Nach dem Bekanntwerden des Angebotes von Microsoft, Yahoo für rund 44,6 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, reagierten als erstes die Aktienmärkte mit deutlichen Kursänderungen. Dies brachte der unter Druck geratenen Yahoo-Aktie einen spürbaren Aufschwung. Während die Kartellrechtler noch darüber nachdenken, in welcher Form ein möglicher Zusammenschluss zulässig ist, stellt sich für die Internet-Gemeinde die Frage nach der Bedeutung einer solchen Verschmelzung.

Die Motive für das großzügig wirkende Angebot von Microsoft liegen auf der Hand. Der Software-Konzern ist trotz des "Browserkrieges", den die Redmonder gegen Programme wie Netscape gewonnen haben, im Internet selbst ins Hintertreffen geraten. Der lukrative Markt mit Werbung, mit Tools und Programmen, die via Internet auf dem PC laufen, oder mit Angeboten wie Navigation nach Art von Google Maps läuft weitgehend ohne Microsoft-Beteiligung. Hier hält Google mit 80 Prozent Marktanteil eine übermächtige Stellung, nachdem sich der Suchmaschinenbetreiber in fast alle Bereiche des Internets ausgebreitet hat.

Daran dürfte selbst das Zusammengehen von Microsoft und Yahoo – was dann 20 Prozent Marktanteil für die kooperierenden Unternehmen bedeuten würde – wenig ändern. Denn beide Firmen, Yahoo wie Microsoft, stehen derzeit im Vergleich mit Google als "Underdogs" da, als Verlierer im Wettstreit um Marktanteile. Zu spät hat man moderne Software-Techniken entwickelt, zu zögerlich neue Angebote etabliert. Yahoo stellt sich im Internet fast wie ein Gemischtwarenladen dar, der neben der Suchmaschine und dem Web-Portal auch weitere Dienste bereitstellt – beispielsweise Web-EMail, Online-Chat oder redaktionell betreute Nachrichten-Seiten. Nach erfolgreichen Jahren in den 90ern ist Yahoo jetzt in eine tiefe Krise geraten und hatte nach erneutem Gewinneinbruch die Streichung von 1000 Stellen angekündigt.

Ob das Zusammengehen zweier so unterschiedlicher Unternehmen in der Praxis tatsächlich funktioniert, wird man abwarten müssen. So ist noch nicht abzusehen, ob Microsoft/Yahoo gegen den Giganten Google eine nennenswerte Erfolgschance haben. Dass die Suche im Internet inzwischen landauf landab nur noch „googlen“ genannt wird, spiegelt die beherrschende Position dieses Suchmaschinenbetreibers.

Inzwischen hat das Internet und seine technisch respektive logistische Beherrschung längst eine politische Bedeutung bekommen – spätestens seit Yahoo mit der chinesischen Regierung zusammenarbeitete und den Machthabern in Peking Informationen über einen Dissidenten übermittelte, der Yahoo als Plattform für systemkritische Veröffentlichungen genutzt hatte.

Es bleibt die Frage, inwieweit die Internet-Anwender davon profitieren können, dass statt eines Dreier-Teams mit übermächtigem Quasi-Monopolisten namens Google nun ein "Duopol" aus Google und Microsoft/Yahoo entsteht. Sollte der große Spielraum, den jeder einzelne Anwender im Internet dazu nutzen kann, seine Interessen zu verfolgen, seine Ansichten zu publizieren und sich selbst einzubringen, durch marktpolitische Taktiererei eingegrenzt werden, kann das für das gesamte Internet nicht von Vorteil sein.

Siehe dazu:

(uh)