Gründliche Handwäsche

Flüssigseife hat Hartseife fast vollständig verdrängt, weil ausgefeilte Seifenspender fehlen. Nun gibt es Hoffnung auf ein Comeback des Seifenstücks.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Flüssigseife hat Hartseife fast vollständig verdrängt, weil ausgefeilte Seifenspender fehlen. Nun gibt es Hoffnung auf ein Comeback des Seifenstücks.

Der technische Fortschritt hat – je nach Bereich – höchst unterschiedliche Schrittgrößen. Und es gibt Bereiche, wo er tatsächlich auf der Stelle tritt. Beispiel: Seifenspender. Bis heute ist mir keine befriedigende Hartseifenspender-Konstruktion bekannt, die wirklich alltagstauglich ist. Problem: Wie bändigt man dieses glitschige Ding, das einfach aufs Waschbecken gelegt, immer wieder gen Ausguss entflutschen will.

Ruht das Seifenstück in einer einfachen Schale, verwandelt es sich früher oder später unvermeidlich in einen matschigen, unappetitlichen Brei. In den 80ern gab es eine auf den ersten Blick clevere Konstruktion: Eine mit Zähnen umrandete kleine Metallscheibe, die man in das Seifenstück rammte und es an einem Magnethalter hängte. Bei uns zuhause hielt sich der magnetische Seifenhalter recht hartnäckig einige Jahre. Doch leider ist das auch nicht das Ei des Kolumbus, denn zum einen zerstört die metallene Scheibe die haptische Erfahrung. Und, noch schlimmer, die Scheibe hielt die mit der Zeit durch heißes Wasser und Wasserdampf aufgeweichte Seife einfach nicht mehr – das Seifenstück platschte immer wieder auf das Waschbecken.

Die Folge dieses technischen Mangels: Eine flüssige daily soap, die mittlerweile aus Spendern auf der ganzen Welt auf unsere Hände spritzt. Flüssigseife wirkt zunächst praktisch, ist aber ein Rückschritt. Denn ein gutes und wohlriechendes Stück Hartseife, das man in seinen Händen hin und her reibt, ist eine wunderschöne haptische und olfaktorische Erfahrung. Und Flüssigseife verändert unser Waschverhalten - womöglich sogar mit negativen hygienischen Konsequenzen: „Flüssigseife, die sofort wegwäscht, macht uns bequem“, sagt Marie Hoeger, ein Studentin der Rice University in Houston, Texas, die gemeinsam mit anderen einen Spender für Hartseife entwickelt hat. Die Apparatur funktioniert so: Das Seifenstück wird in einer Halterung mit einem Gummiband über einer normalen Käsereibe eingespannt. Der Händewascher presst dann die federgespannte Reibe unter dem Seifenstück zur Wand hin und hobelt so eine Scheibe Seife ab.

Eine gute Idee und so simpel, dass sie einen - wie alle guten, simplen Ideen - wundern lässt, warum noch nie jemand darauf gekommen ist. Aber der Teufel steckt mal wieder im Detail: Das Gummiband, das die Seife gegen die Reibe spannt, schlabbert, je kleiner die Seife wird - in späteren Modellen soll es durch Gewichte ersetzt werden. Dann die Seife selbst: Sie darf nicht aufweichen, sonst kann sie nicht mehr gehobelt werden (das war ja auch das Problem bei dem magnetischen Seifenhalter). Die Studenten mussten also spezielle Seifenstücke auftreiben, die hart blieben. Und die waren nicht billig: Vier Dollar kostet das Stück Spezialseife, das in der Apparatur Verwendung findet.

Und auch der Seifenhobler ist ein Kompromiss, denn man kann das Seifenstück nicht in die Hand nehmen. Aber immerhin bekommt man eine schöne Seifenflocke in die Hand, die man verreiben und aufschäumen kann. Das ist - auf öffentlichen Toiletten - zweifellos die hygienischere Variante und lässt uns wieder an alte, gründlichere Waschgewohnheiten anknüpfen. “Bei Hartseife muss man dafür arbeiten, dass sie schäumt und dass der Schaum wieder abwäscht", sagt Marie Hoeger. "Und genau das ist der Weg, wie man seine Hände richtig sauber bekommt.“ (jlu)