SSD-Experte sieht Festplatten-Hersteller vor Schwierigkeiten

Mike Shapiro, der führend an DTrace und ZFS beteiligt war, kritisiert die Festplatten-Branche: WD und Seagate hätten die enorme Bedeutung der Solid-State Disks zu spät verstanden und stünden deshalb vor schweren Problemen.

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Sun Storage F5100: Flash-Module statt Festplatten.

(Bild: Oracle)

Der früher bei Sun und Oracle beschäftige Michael W. (Mike) Shapiro genießt hohes Ansehen: Gemeinsam mit Bryan Cantrill und Adam Leventhal hat er DTrace entwickelt, später war er am Dateisystem ZFS beteiligt. Heute ist er für das noch im Stealth-Modus operierende Startup-Unternehmen DSSD tätig, das bereits mehrere US-Patente auf Verfahren für Flash-Speichersysteme erteilt bekam.

Im Interview mit The Register äußerte sich Mike Shapiro über die Fehler der Festplattenhersteller: Diese hätten die enorme Bedeutung von Solid-State Disks jahrelang nicht erkannt. Ihre Reaktionen in jüngster Zeit kommen seiner Ansicht nach zu spät. Durch Übernahmen und Kooperationen versuchen WD, Seagate, IBM, EMC, Netapp, LSI und andere Branchengrößen, den Anschluss nicht ganz zu verlieren.

Shapiro sieht die Firma sTec, die ab 2006 vor allem EMC mit SSDs belieferte, als Wegbereiterin. Mittlerweile bemühten sich die NAND-Flash-Hersteller, das SSD-Geschäft in eigener Verantwortung zu betreiben: Sie wollen nicht bloß nackte Chips liefern, sondern Produkte mit höherer Wertschöpfung. Die Flash-Produzenten, die alle auch DRAM fertigen, hätten aus ihren Erfahrungen im hart umkämpften Markt der Standard-Speicherchips gelernt.

Die Festplatten-Hersteller hingegen hätten mehrere Märkte falsch eingeschätzt: 2,5-Zoll-Festplatten für Notebooks hätten die Erwartungen wegen des Tablet-Booms verfehlt. 2,5-Zoll-Laufwerke für Server würden einerseits von SSDs abgelöst, andererseits bestückten Apple, Amazon, Google, Facebook, Microsoft, Yahoo und Co. ihre gigantischen Cloud-Rechenzentren mit Abermillionen billigerer 3,5-Zoll-Platten.

Stealth Mode: Die Webseite von DSSD verrät bisher nichts.

Sun hatte 2008 erstmals SSDs für Server offeriert und ab 2009 deren Einsatz forciert. Ebenfalls 2009 erschien ein Storage-System ohne Festplatten. Es ist vermutlich kein Zufall, dass Shapiro sich jetzt öffentlich über die Nachteile von Magnetplattenspeicher äußert: Bisher liefert das angeblich vom bekannten Sun-Mitbegründer Andreas von Bechtolsheim mitfinanzierte Startup DSSD noch keine Produkte. Robin Harris von Storagemojo ist der Meinung, Ziel von DSSD sei etwas wie ein 3D-RAID.

Außer Jeffrey S. (Jeff) Bonwick – früher Sun-CTO für Storage – und Mike Shapiro arbeiten bei DSSD noch weitere ehemalige Sun-Leute: DSSD-CEO Bill Moore leitete einst gemeinsam mit Bonwick die ZFS-Entwicklung. Beide halten ein Patent auf NAND-Flash-Speicher mit definierter Lese-Latenz. Eine andere Schutzschrift spezifiziert ein Speichersystem für Daten, die sich selbst referenzieren.

Mehrere kleine Firmen und einige größere haben in letzter Zeit neue Flash-Storage-Systeme und -Konzepte vorgestellt. Dazu gehört etwa Skyera von ehemaligen Sandforce-Mitarbeitern oder Memory Channel Storage von Diablo und Smart. IBM will 1 Milliarde US-Dollar in Server-Flash investieren, Fusion-io hat mehrere Firmen zugekauft, Intel kombiniert Fibrechannel-Hostadapter mit Flash-Cache. (ciw)