Google träumt vom Ende des Googelns

In Googles Bedienkonzept soll ein zu erlernendes Interface entfallen; Computer sollen Sprache endlich so verstehen, wie es in Science-Fiction-Filmen schon immer möglich ist. Jetzt geht Google einen Schritt Richtung Sprach-Interface.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 355 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

"Das Ende der Suche – wie wir sie kennen", davon träumte Amit Singhal in aller Öffentlichkeit auf der Keynote-Bühne der Entwicklerkonferenz Google I/O. Singhal gehört zum inneren Zirkel des Google Managements und ist insbesondere für die Weiterentwicklung der Suche zuständig. Nicht, dass sich Singhal selbst abschaffen möchte. Aber das Eintippen von Suchbegriffen in Formulare will er, sehr langfristig gesehen, abschaffen. Antworten, Konversieren, Voraussehen, mit diesen drei Schlagworten eröffnete er seine Präsentation auf der Google I/O. Und für jeden Bereich hatte er etwas Neues mitgebracht.

Bei einigen (gesprochenen) Fragen erscheint ein Knowledge Graph.

Der Computer aus Strar Trek ist Singhals Vorbild. Dort wird nicht eingetippt, sondern in einem gesprochenen Dialog wechseln sich Fragen und Antworten ab. In einem Feldtest kann das Google schon heute. "Wie ist das Wetter in Wien?", könnte eine gesprochene Frage lauten. Auf die Antwort kann man dann weiter fragen: "Und in Salzburg?" Oder auf die Frage "Und wie weit ist das von hier?" wird eine Route auf Google Maps dargestellt. Merke: Der Nutzer hat den zentralen Begriff (Wetter beziehungsweise den Namen des Ziels) nicht wiederholt.

Star Trek glänzt auch dadurch, dass es auf ein Interface verzichtet. Meist ist kein Druck auf einen Knopf erforderlich, sondern der Offizier stellt eine Frage, die der fiktive Computer mit der Stimme von Majel Barrett beantwortet. Ab sofort geht das auch in Chrome und ähnlich in Google Glass (außer dass das "Hotword" nicht Computer, sondern "OK Google" lautet und die Stimme eine andere ist).

Das ist noch weit weg von Siri, aber ein paar sinnvolle Befehle erkennt Googles Sprachsuche durchaus, auch unter Android.

Google ist laut Singhal auch besser geworden im Bereich der Antworten auf Fragen wie "Wie viele Einwohner hat Österreich?" Darauf wird nicht nur das Ergebnis geliefert und ein Knowledge Graph (die Google seit Dezember ausgibt) über Österreich, sondern auch ein Trend und Vergleiche mit anderen Ländern – weil das Fragen sind, die viele Nutzer als Nächstes stellen. In einem Versuch nach der Keynote funktionierte zwar der Trend, Vergleichswerte tauchten aber nicht automatisch auf. Das dürfte noch ein bisschen dauern. Zudem ist die Knowledge Graph Bibliothek insgesamt umfassender geworden und um Sprachversionen für Chinesisch, Polnisch und Türkisch erweitert worden.

Die Vorhersagen beschränken sich nicht nur auf zusammenhängende Fragen wie bei Bevölkerungsstatistiken. Mit Google Now wurde auf der I/O 2012 die ganz persönliche Servicedienst vorgestellt. Nun wird er um drei Funktionen erweitert. Nutzer können Google selbst beauftragen, sie später an bestimmte Dinge zu erinnern – natürlich über ein Sprachkommando. Selbsttätig wirft Google Now neuerdings Hinweise auf Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus. Zudem macht es personenbezogene Vorschläge für Bücher, Musik und Filmen, die der User doch bitte bei Google Play mieten könnte.

Apropos personenbezogen: Google ist nun auch wesentlich offensiver beim Auswerfen persönlicher Daten. Wer etwa brav seine Urlaubsfotos an Google übergibt, kann sie später mit einem "OK Google, zeig mir meine Fotos aus Österreich vom letzten Jahr!" aufrufen lassen.

Computer: Ausgang! (jow)