Telekom-Hauptversammlung: René Obermann verteidigt Flatrate-Drossel

Zufrieden zieht Telekom-Chef Obermann auf seiner letzten Hauptversammlung Bilanz seiner Amtszeit. Und verteidigt die heftig umstrittene Daten-Bremse,

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 353 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der scheidende Telekom-Vorstandsvorsitzende René Obermann hat auf seiner letzten Hauptversammlung eine positive Bilanz seiner Amtszeit gezogen. "Wir haben alle schwierigen Themen angepackt, Skandale bewältigt und deren Ursachen abgestellt", sagte der Manager am Donnerstag in einem Rückbick auf seine sechsjährige Amtszeit vor den Aktionären in Köln. Das gelte für Themen wie Servicequalität oder Datensicherheit, aber auch für die großen Auslandsbaustellen.

Obermann wird den Telekommunikationsriesen auf eigenen Wunsch zum Jahresende verlassen und wird Chef des niederländischen Kabelnetzbetreibers Ziggo. Zum Nachfolger berief der Aufsichtsrat des Konzerns bereits am Mittwoch Finanzvorstand Timotheus Höttges.

Flatrate-Kappung und Netzneutralität

Seit dem 2. Mai sieht die Telekom Volumengrenzen für ihre Internet-Flatrates vor. Begründung: Das Datenvolumen steigt, der Ausbau der Netze kostet Geld, nur wenige User erzeugten einen großen Anteil am Traffic. Kritik wurde schnell laut: Die Backbones hätten bei weitem genug Kapazität auch für steigende Datenvolumen. Und die Telekom bevorzuge eigene Angebote wie den IPTV-Dienst Entertain oder von Partnern wie Spotify. Die Telekom zielt mit dem Übergang zu Next Generation Networks (NGN) darauf ab, aus dem "Best-Effort"-Internet eine Ansammlung von "Managed Services" zu machen, die ihr Kontrolle und Monetarisierung ermöglichen.

In den USA sei der Konzern durch die Fusion seiner schwächelnden Mobilfunktochter T-Mobile USA mit dem Rivalen MetroPCS "einen Riesenschritt weitergekommen", sagte Obermann. In Deutschland sei der Konzern im Festnetz Marktführer und liege auch beim Mobilfunk vorn.

Dennoch sei der Wandel des einstigen Staatsunternehmens zu einem modernen internetbasierten Netz- und Diensteanbieters auch heute noch nicht abgeschlossen, räumte er ein. Das sei eine Jahrhundertaufgabe. Zu den Schattenseiten gehöre auch, dass die Telekom trotz aller Anstrengungen bisher den drastischen Preisverfall bei klassischen Kommunikationsprodukten auf der Umsatzseite nicht komplett kompensieren könne.

Doch sieht der Manager hier Licht am Ende des Tunnels. Nach Jahren schrumpfender Umsätze richte sich die Telekom wieder auf Wachstum aus, sagte er. Dank geplanter Investitionen von fast 30 Milliarden Euro solle der Konzern ab 2014 wieder wachsen.

Transparent der Demonstranten gegen die Flatrate-Drossel.

(Bild: netzpolitik.org )

Entschieden verteidigte der Manager die umstrittene Volumenbegrenzung bei Festnetz-Flatrates für das Internet. Er betonte, für Normalkunden werde die Einführung der Obergrenzen keine Verschlechterung mit sich bringen. Denn die Datenpakete der neuen Tarife sollten deutlich größer sein als das Datenaufkommen von Normalkunden.

"Die Alternative wäre, dass das Netz für alle langsamer oder für alle teurer wird", sagte Obermann. Stattdessen setze die Telekom auf den Grundsatz: "Für alle schneller, für wenige teurer." Er halte das für gerecht, sagte Obermann. Er bekräftige, für die dauerhaften Vielnutzer werde es weiter Flatrates geben, die aus heutiger Sicht aber um 10 bis 20 Euro mehr im Monat kosten sollten.

Vor dem Gebäude der Lanxess-Arena am Willy-Brandt-Platz in Köln, wo die Telekom ihre Hauptversammlung abhält, haben sich ab 8.30 Uhr Demonstranten zu einer Mahnwache gegen die Drosselpläne versammelt. Vom benachbarten Parkhaus ließen sie ein Transparent mit der Forderung "Keine Drosselung! Rettet das Netz!" herunterhängen. Um 16 Uhr soll eine Demonstration mit Kundegebung folgen, zu der diverse Organisationen aufgerufen haben. (mit Material der dpa) / (anw)