Google Glass: Google setzt 10.000 Datenbrillen als Etappenziel

Bisher durften 2000 Menschen eine Google Glass vorbestellen. Demnächst sollen 8000 Besitzer hinzukommen. Derweil melden Politiker Datenschutzbedenken an und wurden erste Anwendungen für die Datenbrille vorgestellt.

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2000 Teilnehmer der Google I/O 2012 durften eine von Googles Datenbrillen Glass vorbestellen und sollten es "Anfang 2013" erhalten. Diesen Zeitplan hat Google nicht ganz eingehalten. Die Auslieferung begann für ein paar Hundert Auserwählte vor einigen Wochen und erst Anfang dieser Woche wurde der große Rest der 2000 "Explorer" eingeladen. Sie dürfen 1500 US-Dollar plus Steuer bezahlen und sich Google Glass dann abholen. Wie sich auf der Konferenz I/O dieses Jahr zeigt, werden nicht alle dieses Angebot annehmen: Manchen ist es schlicht zu teuer.

Wenn Google X mit diesen maximal 2000 Glasses durch ist, sollen jene eingeladen werden, die sich beim Wettbewerb "#ifihadglass" durchgesetzt haben. Es handelt sich dabei um 8000 von etwa 100.000 Personen. Die Auserkorenen sollten einen "netten Querschnitt" durch die US-Bevölkerung darstellen. Diese Informationen wurden am Donnerstag (Ortszeit) in einer Frage-Antwort-Sitzung auf der Google I/O 2013 bekannt. Wie bei allen I/O-Veranstaltungen zum Thema Glass war auch diese heillos überlaufen.

Isabelle Olsson, bei Google X die leitende Industriedesignerin von Glass, erzählte von den Anfängen des Projekts. "Uns war von Anfang an klar, dass wir etwas ganz Neues machen. Und nicht etwas bestehendes nehmen und verbessern", sagte Olsson, "Wir sind besessen von geringem Gewicht. Und wie es die Balance im Gesicht hält. Dabei geht es nicht nur um die Physik, sondern auch um die optische Erscheinung." Von frühen Prototypen, bei denen etwa ein Handy an eine Taucherbrille gepickt wurde, ist die "Explorer Edition" von Glass meilenweit entfernt. Aber auch von einem Massenprodukt für Verbraucher ist Glass noch weit weg.

Auch an durchgehendes, heimliches Filmen der Umgebung ist mit Glass derzeit nicht zu denken. Weder Akku noch Datenspeicher sind dafür ausgelegt. Und am Energiebedarf wird Google mit seinen mobilen Geräten noch lange kauen. "Die Akkuleistungen verdoppeln sich ja nicht alle Jahre", bedauerte das Glass-Team.

Ein näheres Ziel ist der modulare Aufbau von Glass. Das soll unterschiedliche Designelemente und auch optisch korrigierende "Gläser" ermöglichen. Den "Explorern" versprach das Glass-Team bis auf Weiteres monatliche Software-Updates, wobei auch Rückmeldungen der Nutzer Einfluss haben sollen. Die Rückmeldungswebsite ist allerdings zumindest seit Dienstag nicht erreichbar.

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Unterdessen wurden auf der I/O Apps für Facebook und Twitter vorgestellt. Auch mehrere große US-Medien – die New York Times, der Nachrichtensender CNN und das Magazin Elle – haben Dienste für die Datenbrille entwickelt. Von CNN etwa bekommt der Nutzer Schlagzeilen zu ausgewählten Themenbereichen und kleine Videos oder kurze Bildergalerien angezeigt. Der Online-Speicherdienst Evernote bringt auf Glass eine App, mit der sich der Nutzer zum Beispiel Einkaufslisten anzeigen lassen kann. Auch die Blog-Plattform Tumblr und das Online-Netzwerk Path sind dabei.

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Ein wichtiges Thema seien von Beginn an die Auswirkungen auf die Privatsphäre (anderer) gewesen, betonte Glass Produktchef Steve Lee. Dies sei mit ein Grund, warum das Display über (und nicht vor) dem Auge des Trägers sitzt. Denn Augenkontakt ist zwischen Menschen sehr wichtig.

Einige Abgeordnete beider Parteien des US-Kongresses haben sich kürzlich in einem Schreiben an Google-Chef Larry Page gewandt. Sie stellen einige Fragen in Sachen Privatsphäre, etwa welche Daten Google mit Glass zu sammeln gedenkt und wie die auf Glass gespeicherten Daten geschützt werden. Auch die automatischen Erkennung von Gesichtern und unbelebter Objekte wird angeschnitten. Darauf nahm Lee Bezug: Es habe Prototypen mit der Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, gegeben. Er könne sich ein solches Produkt eines Tages vorstellen. (anw)