Rapidshare entlässt drei Viertel aller Mitarbeiter

Es war abzusehen: Mit dem Geschäftsmodell hat sich auch die Erlössituation des Filehosters geändert. Offenbar nicht zum Guten: Rapidshare muss sparen und entlässt drei Viertel aller Mitarbeiter.

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Der Filehoster Rapidshare entlässt drei Viertel seiner Belegschaft. Die derzeitige wirtschaftliche Lage mache einen Stellenabbau nötig, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit und bestätigte einen Bericht der Schweizer Zeitung 20 Minuten. Der Filehoster steht unter Druck: Die alte Stammkundschaft ist längst weitergezogen, die Geschäfte laufen nicht mehr so gut wie früher.

Rapidshare war einer der ersten Filehoster. Der Deutsche Christian Schmid hatte den Dienst 2004 zunächst unter einer deutschen Domain gegründet und war dann in die Schweiz und auf eine .com-Adresse abgewandert. Schmid hat sich inzwischen aus der Unternehmensführung zurückgezogen, der Hoster wurde lange von Bobby Chang und zuletzt von Alexandra Zwingli geleitet. Seit Anfang Mai führt nun Kurt Sidler die Geschäfte. Er soll das Unternehmen strategisch neu ausrichten. Das ist auch nötig: Denn das alte Geschäftsmodell von Rapidshare ist tot.

Der Dienst erfreute sich vor allem bei Filesharern große Beliebtheit. Wer ungebremst Daten herunterladen wollte, musste bezahlen – und das taten nicht wenige. Die Links zu interessanten, aber nicht immer legalen Inhalten findet man überall im Netz. Rechtlich ist der Filehoster auf der sicheren Seite: Auch für Rapidshare gilt das Haftungsprivileg für Serviceprovider. Der Hoster ist selbst nicht für die gespeicherten Inhalte und die Verbreitung der Links verantwortlich, muss bei Hinweisen auf Verstöße aber löschen.

Das ging ein paar Jahre gut. Schmid ist dabei ziemlich reich geworden. Doch hat der Druck der Rechteinhaber und der Behörden auf die Filehoster beständig zugenommen. Rapidshare musste gerichtliche Auflagen erfüllen und dafür immer mehr Aufwand betreiben. Lobbybarbeit und viele Prozesse – teils bis vor den Bundesgerichtshof – haben viel Geld gekostet. Nach der spektakulären und nicht ganz legalen Polizeiaktion gegen Kim Schmitz und Megaupload geriet die Branche in Panik, zahlreiche etablierte Player änderten ihr Geschäftsmodell oder machten gleich ganz zu.

Mit der Einführung von Trafficlimits für abgelegte Dateien im November 2012 wurde Rapidshare auf einen Schlag komplett uninteressant für Filesharer. Die Stammkundschaft wanderte auf andere Plattformen ab, die sich weniger Sorgen über rechtliche Konsequenzen machen. In der Stellungnahme von Rapidshare zu den Entlassungen liest sich das dann so: "In den letzten Jahren ist der Markt deutlich kompetitiver geworden, und einige Mitbewerber konnten RapidShare bei Service und Innovationen überholen."

Rapidshare versucht schon ein paar Monate, sich unter dem Etikett "Cloud" ein neues Fundament aufzubauen. Sidler soll es richten: "Die zukünftige Strategie der RapidShare AG wird konsequent auf die Kundenbedürfnisse sowohl im B2C- als auch im B2B-Markt ausgerichtet werden", heißt es in der Stellungnahme. "Das Angebot im bestehenden Privatkundengeschäft wird optimiert, während für Geschäftskunden ein spezielles Angebot ausgearbeitet wird."

Bezahlte Clouddienste also auch für die Business-Welt. Offenbar gibt es bei den Rapidshare-Kollegen aber einige Zweifel, ob das klappt. Die Mitarbeiter selbst "glauben nicht an ein Überleben der Firma", heißt es bei 20 Minuten. Der Pinkslip für drei Viertel der Belegschaft ist da nicht gerade ein Vertrauensbeweis. (vbr)