Porträt Priska Wettstein: "Malerei mit der Kamera"

Für Priska Wettstein sind Kamera und Photoshop Farbe und Pinsel. Auf der Suche nach der Einfachheit legt sie Schicht für Schicht die Essenz ihrer Motive frei.

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Von
  • Dr. Thomas Hafen

Für Priska Wettstein sind Kamera und Photoshop Farbe und Pinsel. Auf der Suche nach der Einfachheit legt sie Schicht für Schicht die Essenz ihrer Motive frei.

siehe auch:
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Als Priska Wettstein noch in der Schweiz lebte, gehörte der wöchentliche Gang in den Blumenladen zur Normalität, denn Pflanzen gehören zu den Lieblingsmotiven der Fotografin. Vor zwei Jahren wanderte sie jedoch mit Mann und Sohn in den Yukon aus und führt nun hoch im Norden Kanadas in der Goldgräberstadt Dawson City ein Hotel. Hier herrscht acht Monate lang Winter mit Temperaturen bis zu -50° – und Blumen sind so gut wie nicht zu bekommen: "Der lange, dunkle Winter hat mich auch fotografisch vor neue Herausforderungen gestellt. Ich musste umdenken und mir neue Motive suchen", sagt Wettstein.

Die fand sie in der Landschaft des Yukon – und vor allem in den Nordlichtern, die im Winter den Nachthimmel erhellen: "Die Aurora borealis fasziniert mich, es gibt kaum etwas Schöneres, die Farben und Formationen sind jedes Mal anders und niemals berechenbar. Da hat sich mir und meiner Kamera eine völlig neue Welt geöffnet."

Die Unberechenbarkeit der Nordlichter kommt Wettsteins Arbeitsweise sehr entgegen, denn der Zufall spielt für sie die Hauptrolle: "Fast alle meine Motive sind purer Zufall. Das kann eine Blume sein, ein schönes Gemüse im Lebensmittelladen oder eine Landschaft, aber auch ein Fund im Billigladen oder im Wertstoffhof. Von da an geschieht alles intuitiv."

Diese intuitive Arbeitsweise setzt sich auch bei der Bildbearbeitung fort, die für die Fotografin denselben Stellenwert hat wie die Aufnahme selbst: "Ich kann meine fertigen Bilder nicht planen, sie geschehen einfach. Es muss das richtige Foto im richtigen Moment sein damit ich in einen Arbeitsfluss kommen kann. Das Endergebnis sind meist in Fotogemälde transformierte Bilder."

In ihrem "Malatelier" arbeitet sie vor allem mit Texturen und Farbharmonien:"Bei einem Stillleben kann man so zum Beispiel die Schönheit eines alltäglichen Objektes zeigen, die Ausstrahlung einer Blume einfangen oder die Farben des Herbstlaubs." Ihre Motive sind dabei meist schlicht: "Ich mag Einfachheit."

Als Wettstein ihre Bilder zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte, gab es neben positiven Reaktionen auch Kritik und Ablehnung: "Das war hart – aber auch sehr wichtig. Wie soll man sich sonst weiterentwickeln?" Auch heute ist sie vor allem für technische Kritik dankbar: "Ich habe keine Probleme mehr damit, dass nicht allen meine Bilder gefallen."

In erster Linie macht Wettstein ihre Bild ohnehin für sich selbst. "Die Fotografie und die Bearbeitung am PC sind für mich Entspannung pur und balancieren meinen Alltag aus." Ausstellungen oder ähnliche Projekte sind deshalb derzeit auch kein Thema für Wettstein: "Noch bin ich nicht soweit, momentan bin ich gerne einfach hinter den Kulissen. Vielleicht ändert sich das, wir werden sehen." (keh)