DisplayWeek: Mehr Vernetzung, geringere Komplexität angemahnt

Auf der fünfzigsten DisplyWeek, der Konferenz der Vereinigung der Display-Industrie, gab es zum Auftakt Schelte für Entwickler und Hersteller.

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Die DisplayWeek der SID (Society for Information Display, der Vereinigung der Display-Industrie) feiert 50-jähriges Jubiläum, in diesem Jahr erstmals außerhalb der USA im kanadischen Vancouver, der Stadt der Hochhäuser und Hinterhaus-Umspannwerke.

Vancouver (4 Bilder)

Die DisplayWeek findet erstmals außerhalb der USA, nämlich im kanadischen Vancouver statt.

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In Keynotes sollten zum Auftakt die Eckpfeiler der Displaytrends eingeschlagen werden: Kinam Kim machte den Auftakt und legte seinen Schwerpunkt auf die organischen Displays. Dabei hob der CEO von Samsung Display die besondere Eigenschaften von OLEDs wie Transparenz, Flexibilität und das geringe Gewicht, sowie deren Bedeutung für künftige Anwendungen hervor. Man werde Sensoren integrieren, die ganz neue Anwendungen erlaubten, darunter beispielsweise auch Licht-Therapien gegen Akne, verkündete Kim.

Insbesondere für die Gerätekategorie der Wearables konnte sich Kinam Kim begeistern: Mit OLEDs ließen sich leichtere Smartwatches, Datenbrillen, Fitnesszubehör und Modeartikel realisieren. Im Auto könne man die Displays zudem besser als LCDs an die – dort nirgendwo wirklich planen – Oberflächen anpassen.

Als Megatrend rief Kim die Vernetzung der Geräte aus: Jeder und alles werde künftig nahtlos verbunden sein. Kim sieht das Display hierbei „als Kommunikationsfenster zur Welt“, als die dominante Komponente von smarten Geräten in der Cloud. Dabei müsse die Displayauflösung mit der Komplexität der Anwendungen steigen.

Ordner wollten Bill Buxton zuerst angeblich nicht auf die DisplayWeek lassen – er passe halt nicht ins Raster, kokettierte der Microsoft-Forscher.

Spätestens an der Stelle hätte Bill Buxton sicher gern widersprochen: Der Spezialist von Microsoft Research rief in seiner Keynote im Gegenteil dazu auf, die Komplexität der Geräte zu verringern. Auch wenn der 64-jährige Pionier die Zukunft ebenfalls in der Vernetzung sieht, könne die Display-Industrie nur gesunden, wenn sie sich von ihrem stetigen Ausbau immer neuer Funktionen verabschiedet.

Buxtons Rede war zugleich Weckruf an die Display-Gemeinde: Nicht die individuellen Eigenschaften der Geräte seien entscheidend, sondern ihre Verbindung miteinander und mit anderen Geräten.

Buxtons Sammlung von Fernbedienungen, wie sie wohl in vielen Haushalten zusammengetragen werden könnte

Er verdeutlichte seine These am Beispiel der TV-Fernbedienung: Die sei eine der wichtigsten Erfindungen gewesen, denn sie habe nicht nur den Komfort erhöht, sondern auch enorme Folgen gehabt. So seien die Werbeblöcke in Sendungen kürzer geworden, weil der Zuschauer jetzt viel einfacher und schneller umschalten könne. Auch die Programminhalte hätten sich diesem Umschalt-Diktat unterworfen, sogar im Kino seien die Filmsequenzen angepasst worden – obwohl dort niemand eine Fernbedienung nutzen könne. Nach dieser revolutionären Erfindung habe sich die Fernbedienung allerdings eher desaströs entwickelt: Heute lägen in den Haushalten entschieden zu viele Fernbedienungen herum mit entschieden zu vielen Knöpfen darauf.

Dabei gäbe es zwei simple Regeln, an die sich jeder Produktentwickler halten müsse: Die Geräte müssten unkompliziert funktionieren und sie müssten die Komplexität verringern – und würden dadurch ihren Wert erhöhen. Der Microsoft-Forscher beklagte, dass in den letzten Jahren diesbezüglich einiges falsch gelaufen sei. So konnten bereits im Jahr 1996 Palm-Pilots durch bloße Annäherung miteinander kommunizieren. Heute müsse man dagegen Kabel ziehen oder den PC einbeziehen, um Geräte zum Datenaustausch zu bewegen.

Mit der Anzahl der gekauften Geräte steigt der Frustrationspegel, glaubt Microsofts Buxton

Allerdings würden die Leute nicht ständig neue Displays kaufen, nur weil wieder ein bisschen neue Technik drin ist. Das habe auch der Hype um 3D-TVs gezeigt. Und auch wenn die Preise für Flachbildschirme in den letzten Jahren extrem gefallen sind, reiche das nicht, die Massen zum weiteren TV-Kauf zu bewegen. Im Gegenteil könne ein Überangebot und zu viele Versprechungen auch zur Ablehnung führen – in diese Richtung bewege sich die Displayindustrie gerade. Dabei ist die Zukunft nach Ansicht von Buxton längst hier, sie sei nur noch nicht richtig verknüpft. (uk)