Suchtfaktor bei Computerspielen ist nach einer Studie bei Männern höher als bei Frauen

Gehirnscans zeigen, dass Computerspiele bei Männern das Belohnungszentrum stärker aktivieren als bei Frauen.

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Von
  • Florian Rötzer

Computerspiele wirken auf Männer anderes als Frauen, wollen Wissenschaftler von der Stanford University School of Medicine herausgefunden haben. Nach Umfragen spielen noch immer mehr Männer als Frauen, zudem sollen Männer mit einer zwei- bis dreimal höheren Wahrscheinlichkeit eine Sucht nach Computerspielen empfinden. Grund dafür könnte sein, wie die Wissenschaftler in ihrem Artikel schreiben, der im Journal of Psychiatric Research erschienen ist, dass bei Computerspielen das männliche Belohnungszentrum des Gehirns stärker aktiviert wird.

Für ihre Studie entwickelten sie ein einfaches Spiel, bei dem sich 10 Bälle von der rechten Seite des Bildschirms auf eine "Mauer" in dessen Mitte zu bewegen. Der Spieler muss möglichst schnell die Bälle anklicken. Wird ein Ball angeklickt, verschwindet dieser und gewinnt der Spieler mehr Raum, indem die Mauer nach rechts rutscht, trifft ein Ball auf die Mauer, rutscht die Wand nach links. 11 Männer und 11 Frauen im Alter zwischen 19 und 23 Jahren spielten mehrmals 24 Sekunden lange Episoden des Spiels, während ihr Gehirn mit funktioneller Magnetresonanztomographie gescannt wurde. Den Versuchspersonen wurde nur gesagt, sie sollten möglichst viele Bälle anklicken, ohne dass ihnen erklärt wurde, wie sie damit Raum gewinnen oder verlieren konnten.

Die Frauen klickten zwar ebenso viele Bälle an wie die Männer, doch diese erzielten bedeutend größere Raumgewinne. Die Männer, so die Wissenschaftler, erkannten schneller, dass sie am meisten Raum gewinnen, wenn sie die Bälle anklickten, die sich der Mauer am nächsten befanden. Obwohl die Frauen das Spiel genauso verstanden haben, seien die Männer, so Allan Reiss, einer der Autoren und Direktor des Center for Interdisciplinary Brain Sciences Research, einfach stärker auf Erfolg ausgerichtet.

Die Analyse der fMRI-Bilder ergab, dass das Belohnungszentrum im Mittelhirn bei den Männer stärker beim Spielen aktiviert war, zudem verstärkte sich die Aktivierung, wenn sie im Spiel mehr Territorium gewannen, was bei den Frauen überhaupt nicht der Fall gewesen ist. Überdies hätten sich dabei drei der beteiligten Areale - Nucleus Accumbens, Amygdala und medialer orbitofrontaler Cortex – bei Männern stärker gegenseitig beeinflusst als bei Frauen. Je enger der Schaltkreis geschlossen war, desto erfolgreicher seien die Männer gewesen. Aus diesem Grund, so die Wissenschaftler, sei es auch einsichtig, warum Männer leidenschaftlicher spielen und stärker in den Bann von Computerspielen gezogen werden. Bei den übrigen aktiven Arealen, die der sensomotorischen Steuerung dienen, wurden hingegen zwischen Frauen und Männern keine Unterschiede beobachtet.

Reiss schränkt ein, dass die Beobachtung erst einmal nur auf Computerspiele zutrifft, in denen territorialer Zugewinn eine Rolle spielt. Hier scheinen sich nach der Studie Männer eher herausgefordert zu fühlen, gewinnen zu müssen. Das sei auch nicht weiter verwunderlich, meint Reiss, schließlich seien Männer historisch meist die "Eroberer und Tyrannen" gewesen. Viele der Computerspiele, die Männer anziehen, seien auch verbunden mit "Territorien und Aggression". (fr)