LinuxTag 2013: "Die Attraktivität von Open Source hat gewaltig zugenommen"

Am heutigen Mittwoch wurde in Berlin der LinuxTag 2013 eröffnet. Bis Samstag stehen über 200 Vorträge und Workshops auf dem Programm; 46 Unternehmen und über 70 Projekte stellen aus. Zur Eröffnung wurde auch der Univention Absolventenpreis verliehen.

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Vom heutigen Mittwoch bis zum 25. Mai findet auf dem Messegelände unter dem Funkturm in Berlin der LinuxTag 2013 statt. Die Veranstalter erwarten bis Samstag rund 10.000 Besucher. Zur Eröffnung bezeichnete es LinuxTag-Direktor Nils Magnus als große Stärke freier Software, rasch auf neue Trends wie Big Data zu reagieren. Das mobile System Android stelle eine Adaption von Linux auf eine ganz andere Technologie dar. Dazu komme das wenige Hierarchien aufweisende Community-Modell, mit dem Entwickler gemeinsam etwas stemmten.

Linux auf Embedded-Hardware ist ein Thema auf dem LinuxTag.

(Bild: Stefan Krempl)

Magnus freute sich, dass neben 46 kommerziellen Ausstellern erneut über 70 Projekte auf dem Messegelände versammelt seien. Diese reichten von der regionalen Computerinitiative über Enthusiasten, die selbst Rechner zusammenbasteln, bis hin zu einem CoreBoot-Stand mit angeschlossenem Workshop am Freitag. Bei vielen Projekten stehe die Hardware im Vordergrund, erläuterte Magnus: "Überall blinkt es und bewegt sich etwas." Das Angebot reiche von industriellen Steuerungselementen bis hin zu kostengünstigen Minicomputern wie Raspberry Pi. Vortragssäle und Aussteller seien dieses Jahr stärker zusammengerückt auf einer Ebene, was den Austausch beflügeln soll.

In der Industrie sei keine Alternative zu Linux sichtbar, erklärte Carsten Emde, Geschäftsführer des Open Source Automation Development Lab (OSADL), auf der Eröffnungsveranstaltung. "Die Attraktivität von Open Source hat gewaltig zugenommen", konstatierte Emde. Das frei verfügbare Betriebssystem feiere gerade dort Erfolge, "wo es gar nicht sichtbar ist". Dazu gehörten Server und Supercomputer genauso wie verstärkt Embedded Systems.

Casten Emde vom Open Source Automation Development Lab sieht in der Industrie keine Alternative zu Linux.

(Bild: Stefan Krempl)

Emde schätzt, dass in diesem Jahr zwei Drittel der neu entwickelten Embedded Systems mit Linux laufen; insgesamt liege der Anteil bei allen Geräten und Maschinen derzeit bei etwa 15 Prozent. In jedem deutschen Haushalt existierten zwischen drei und zehn Linux-Systemen"; in der Zeit vom Aufstehen bis zum Schlafengehen nutze jeder Bürger hierzulande "mehrere tausend". Die Industrie setze nicht auf Linux, weil es nichts kostet, sondern "weil es nicht abgekündigt werden kann". Dies sei entscheidend gerade bei Maschinen, die eine Standzeit von bis zu 25 Jahren hätten. Zugleich werde durch das Copyleft-Prinzip in der Lizenz eine "Re-Privatisierung" eingebrachten Codes verhindert.

Linux befinde sich auf dem bestem Weg zum "Weltkulturerbe", führte Emde weiter aus: Wo Qualität zähle, "kommt keiner mehr daran vorbei". Damit einher gehe ein Paradigmenwechsel: Wo früher in Firmen eine interne Softwareentwicklung in abgeschlossenen Zirkeln stattgefunden habe, werde jetzt offen übers Internet entwickelt. Ein Manager der Deutschen Bahn etwa habe die Parole ausgegeben, dass aufgrund der öffentlichen Codeprüfung nur mit Open Source die bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten sei. Die traditionellen Zertifizierungswege müssten dabei aber mit beschritten werden.

Zur Eröffnung des LinuxTag wurde auch der Univention Absolventenpreis verliehen, mit dem Abschlussarbeiten von Hochschulabsolventen ausgezeichnet werden, die einen Beitrag zur Verbreitung von Open Source Software im professionellen Einsatz leisten. Der mit 2.000 Euro dotierte erste Platz ging an Alexander Bertram (Fachhochschule Wedel) für die Entwicklung eines Algorithmus zur dynamischen Verkehrsnavigation in OpenStreetMap. Auf Platz zwei wählte die Jury die Diplomarbeit "SRSTP – A Security Enhancement for IEEE 802.1D" von Alexander Hübner (Ruhr-Uni Bochum). Filip Müllers belegte mit der Entwicklung der grafischen Benutzeroberfläche RxDeveloper für die Roboter-Programmierung den dritten Platz.

Auf Wunsch vieler Firmen sei mit dem Open IT-Summit der jüngste Zuwachs zum Linuxtag ins Leben gerufen worden, führte Petra Kuhfuß aus. Laut der Projektmanagerin bei der Messe Berlin soll damit das "Business-Profil" der Veranstaltung unterstrichen und eine bessere Brücke zur Wirtschaft geschlagen werden. René Wienholtz, Vorstand Technologie und Innovation beim Webhoster Strato, kündigte an, das neue Forum für die Nachwuchsakquise nutzen zu wollen: "Wir suchen händeringend Fachkräfte, primär Administratoren und Entwickler." Bei der Internetfirma sei die ganze Technik unter dem Hosting-Angebot handgemacht auf Open-Source-Basis, sodass nicht nur Berliner Startups spannende Arbeitsmöglichkeiten böten.

Zusammen mit den Partner-Events Open-IT Summit (22. und 23. Mai) und OpenStack Day (24. Mai) bietet das Vortragsprogramm des LinuxTags mehr als 200 Veranstaltungen. Zu den Höhepunkten gehören die Keynotes von Matthew Garrett zu UEFI Secure Boot am Freitag und von Benjamin Mako Hill vom MIT am Samstag zu DRM. 20 Workshops behandeln Themen wie interaktives Programmieren, das Web-Framework Django und Spiele-Entwicklung.

Im Ausstellungsbereich präsentieren sich neben Unternehmen wie Microsoft, Netways, Strato, Telekom und Thomas-Krenn AG das BSI und zahlreiche Open-Source-Projekte, darunter die Linux-Distributionen Debian, Fedora, Mageia, Kanotix, Kubuntu, OpenSuse und die von Ubuntuusers.de organiserte Ubuntu Lounge. Ebenfalls auf dem LinuxTag zu finden sind FFmpeg, der FOSSGIS e.V., Free- und NetBSD, die Free Software Foundation Europe, Gnome und KDE, OpenStreetMap, Ownloud, der Python Software Verband e. V., Qt, der Windows-Nachbau ReactOS, Skolelinux und XMBC. Im CMS Garden stellen Contenido, Django CMS, Drupal, Joomla, OpenCMS, Papaya, Plone, Scientific CMS, Typo3 und WordPress aus. (odi)