Firefox 3.5 ist fertig und zum Download freigegeben

Nach mehr als einem Jahr veröffentlicht die Mozilla Foundation eine neue Version ihres Open-Source-Webbrowsers, die mehr Neuerungen enthält, als es der erste Blick und die Versionsnummer vermuten lässt.

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Von
  • Herbert Braun

Die Mozilla-Entwickler haben die neueste Version ihres Open-Source-Webbrowsers freigegeben. Firefox 3.5 wurde zunächst per automatischer Aktualisierung an die Nutzer der Betaversion ausgeliefert und ist ab sofort auf dem offiziellen Downloadportal in diversen Landessprachen, darunter Deutsch, für Windows, Linux und Mac OS X verfügbar.

Bis auf eine kleine Aktualisierung des Logos bringt Firefox 3.5 auf den ersten Blick keine auffälligen Veränderungen gegenüber dem Vorgänger, doch bei näherem Hinschauen offenbaren sich zahlreiche Neuerungen. So verbessert er nach dem Vorbild von Opera seine Tab-Verwaltung: Der Benutzer kann jetzt einzelne Tabs aus einem Browserfenster herausziehen, um sie in ein anderes zu werfen oder um damit ein neues Fenster zu öffnen. Die neue Erweiterung Personas macht die Anpassung des Themes kinderleicht.

Den ursprünglich für Version 3 vorgesehenen privaten Surfmodus, bei dem der Browser keine Informationen über die besuchten Sites aufzeichnet, haben die Firefox-Entwickler spät, aber gut umgesetzt. So schaltet der Browser beim Wechsel in den Privatmodus bereits offene Tabs ab, damit der Benutzer nicht aus Versehen eine private Seite in einem normalen Tab aufruft. Mit dem Befehl "Neueste Chronik löschen" kann der Benutzer alle Surfspuren beseitigen, aber auch nur die der letzten ein, zwei oder vier Stunden oder des gesamten Tages. Noch feiner lässt sich die Chronik mit dem Kontextmenü "Diese Seite löschen" oder "Diese Website vergessen" säubern.

Die Adressleiste hat eine Reihe von Befehlen dazugelernt, mit denen der Benutzer gezielt nur die History oder die Lesezeichen durchsuchen kann. Bei der Sitzungswiederherstellung kann der Benutzer genau festlegen, welche Tabs der Browser wieder öffnen soll. In der Quelltextansicht sind die Links auf eingebundene Ressourcen jetzt klickbar.

Per <video>-Tag eingebettete Inhalte ermöglichen ganz neue Effekte, etwa dynamisch in Videos eingebettete Bilder.

Mit den neuen <audio>- und <video>-Tags kann Firefox Multimediainhalte ohne Plug-in abspielen; der Browser bringt Codecs für Ogg Vorbis, Ogg Theora und das WAV-Format mit. Die bereits auf Sites wie Dailymotion genutzten Tags erlauben auch Fallback, beispielsweise auf Flash-Videos. Webentwickler können das Videofenster mit HTML, CSS und JavaScript modifizieren, was spektakuläre Effekte ermöglicht.

Die neue JavaScript-Engine TraceMonkey kompiliert ähnlich wie Googles V8 oder Apples Nitro die Skripte vor der Ausführung zu Maschinencode, was erhebliche Leistungssteigerungen ermöglicht. Außerdem sollen Tricks beim Rendern und das Prefetching von DNS-Anfragen auf verlinkte Seiten für fühlbare Beschleunigung sorgen. Insgesamt soll Firefox 3.5 rund zwei Mal schneller zu Werke gehen als sein Vorgänger, meinen die Entwickler.

Mit Hilfe von Google kann der Browser den Aufenthaltsort des Benutzers herausfinden, etwa anhand der Standorte von Funknetzen. Bevor eine Anwendung dieses W3C-spezifizierte und in JavaScript umgesetzte Geolocation API nutzen kann, fragt Firefox um Erlaubnis (zum Beispiel bei dieser Demo). In Version 3.5 vervollständigt der Browser die bisher teilweise unterstützte lokale Speicherung von Anwendungsdaten nach der HTML5-Spezifikation DOM Storage und ergänzt einen Cache, auf den Skripte schreibend und lesend zugreifen können. Sogenannte Web Worker führen JavaScript im Hintergrund aus, ohne den Browser auszubremsen. All diese Funktionen waren bisher Nutzern des Plug-ins Google Gears vorbehalten.

Vor dem Zugriff auf die Verbindungsdaten, um den Standort des Browsers zu ermitteln, fragt Firefox nach.

Firefox ermöglicht nun Ajax-Anwendungen den Zugriff auf externe Datenquellen mit dem XMLHttpRequest-Objekt (XHR). Ein Drag-und-Drop-API erlaubt es, solche Effekte ohne viel Code zu programmieren. Mausgesten kann ein neuer Event-Handler abfangen. Mit dem Selectors API können Skripte mit CSS-Selektoren auf den Dokumentenbaum zugreifen. Native JSON-Unterstützung hat Mozilla zum Bestandteil von JavaScript (jetzt in Version 1.8.1) erklärt und im Browser ein entsprechendes Objekt eingebaut.

Mit downloadbaren Fonts in den Formaten TrueType und OpenType ermöglicht nun auch endlich Firefox ansprechende Typografie im Web; auch Schatten und Transparenzen sind möglich. Mit CSS-Transformationen lassen sich Bereiche der Webseite kippen oder verzerren, weitere Effekte erlauben die HTML5-Text-API in Canvas und SVG-Layer, die sich über die Webseite legen können.

Sieben neue CSS3-Selektoren bringt Firefox 3.5 mit. Die @media-Anweisungen berücksichtigen nun auch Details wie Farbtiefe und Größe des Browserfensters. ICC-Farbprofile sind jetzt standardmäßig aktiv bei entsprechend ausgezeichneten Bildern.

Einen Überblick über Firefox 3.5 bringen die Release Notes. Details zu den Neuerungen stellen wir in der kommenden c't 15 (S. 32) vor. Der Webbrowser steht in diversen Sprachen, darunter Deutsch, zum Download bereit.

Siehe dazu auch:

  • Firefox im heise Software-Verzeichnis

(heb)