Indien plant zentrale Datenbank für seine 1,1 Milliarden Bürger

Die indische Regierung will alle Einwohner des Subkontinents mit Identitätsdokumenten ausrüsten und die Ausweisnummern zentral erfassen. Als Projektleiter ist der Infosys-Gründer Nandan Nilekani vorgesehen.

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Die indische Regierung will alle 1,1 Milliarden Bürger des Staats auf dem Subkontinent mit Identitätsdokumenten ausrüsten und die Ausweisnummern in einer zentralen Datenbank erfassen. Laut britischen Medienberichten will Regierungschef Manmohan Singh mit dem IT-Großprojekt die nationale Sicherheit erhöhen und Identitätsmissbrauch bekämpfen, aber auch eine gerechtere Verteilung von Sozialleistungen gewährleisten.

Als Projektleiter ist der Gründer des großen indischen IT-Dienstleisters Infosys Technologies, Nandan Nilekani, vorgesehen. Um einen Interessenskonflikt zu vermeiden, soll der Experte von seiner Funktion als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Outsourcing-Riesen aus Bangalore zurücktreten und der neu zu schaffenden Unique Identification Authority Indiens im Rang eines Ministers vorstehen.

Das Projekt soll innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden. Indien würde damit über die zweitgrößte Datenbank mit Ausweisnummern weltweit verfügen. China verfolgt ähnliche Ziele und wäre mit deren Verwirklichung an der Spitzenposition.

Das ambitionierte Vorhaben hat aber auch bereits Kritiker auf den Plan gerufen. Charu Lata Hogg, Forscher im Asienprogramm des britischen Chatham House, räumte zwar ein, dass es derzeit Probleme mit dem Identitätsnachweis vieler Inder gebe und ein nationales Programm die derzeitigen komplizierten Verfahren zum Erhalt eines Ausweises vereinfachen könnte. Die Initiative könne aber als reine Sicherheitsmaßnahme missbraucht werden und Wanderarbeiter, Flüchtlinge oder staatenlose Einwanderer jeglichen Zugang zu öffentlichen Leistungen wie Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe versperren. (Stefan Krempl) / (jk)