NetBeans 6.7 setzt Fokus auf Maven- und Kenai-Integration

NetBeans war 2000 von Sun als Java-Entwicklungsumgebung in die Open Source gegeben worden. Seit einigen Jahren unterstützt die IDE auch andere Programmiersprachen wie C/C++, vor allem aber Skriptsprachen wie PHP, Groovy und Ruby.

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Von
  • Alexander Neumann
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Sun hat die Version 6.7 der quelloffenen NetBeans-Entwicklungsumgebung zum Download freigegeben. Das neue Release bringt zunächst die bekannten Funktionen des Vorgängers 6.5.1 wie Applikationsserver, Datenbank, Profiler, Debugger, RESTFul-Services, SOAP-Unterstützung, XML-Editoren und Datenbank-Browser mit. Lediglich die JSF-Unterstützung für Woodstock gibt es nicht mehr. Stattdessen erhält man eine vergleichbare für das AJAX-Framework ICEFaces, die jedoch als Plug-in nachzuinstallieren ist.

NetBeans war 2000 von Sun als Java-Entwicklungsumgebung als Open Source zur Verfügung gestellt worden. Seit einigen Jahren unterstützt die IDE in separat veröffentlichten Paketen auch andere Programmiersprachen wie C/C++, vor allem aber Skriptsprachen wie PHP, Groovy und Ruby. Unterstützung für Suns neue Webpräsentationstechnik JavaFX vermisst man bislang in der neuen Version.

Verwendete NetBeans 6.5.1 Ant für den gesamten Build-Prozess, unterstützt die neue Version nun das Build-System Maven nativ, ohne zusätzliche Plug-ins und Umwege. Die Ant-Unterstützung funktioniert zwar gut, das generierte Ant-Skript war aber komplex und schwer ohne NetBeans wartbar. Es lassen sich nun Maven-Projekte ohne Konvertierung oder Anpassung direkt in NetBeans öffnen und bauen. Für die Erstellung von Java-EE-Projekten (Java Enterprise Edition) stehen Maven-Archetypen zur Verfügung. Deployment, Remote Debugging und Profiling funktionieren jetzt also auch mit Maven.

Zusätzlich bringt die neue Version weitere nützliche Funktionen wie die visuelle Darstellung von Modul-Beziehungen, Auto-Completion für die Suche nach Abhängigkeiten in POM (Project Object Model) und Volltext-Suche in den Repositories mit. Unbekannte Klassen lassen sich in anderen Maven-Modulen im Repository suchen, welche dann zu öffnen und in das Projekt einzubinden sind.

Zusätzlich enthält NetBeans Teile der künftigen Java-EE-6-Spezifikation. Die Entwicklung von "no-interface" View Beans, @Singleton Beans oder EJB (Enterprise JavaBeans)-3.1-REST (Representational state transfer)-Hybriden kann in einem reinen Webprojekt (WAR) erfolgen. Die Annotationen und Bibliotheken sind NetBeans bekannt – nach einem einmaligen Deployment (aus dem Menu run), sind die Änderungen beim Speichern der beteiligten Klasse aktiv. Es ist kein Build oder Redeployment mehr notwendig. Die Preview von Suns Glassfish-v3-Applikationsserver startet in wenigen Sekunden, das Einspielen der Änderungen auf den Server durch Speichern ist kaum messbar. Dabei bleibt die HTTP-Session erhalten, das heißt, der Zustand geht nicht beim Deployment verloren.

Neu ist auch die Kenai-Unterstützung, einer mit java.net, Google Code oder Sourceforge vergleichbaren Plattform. Allerdings enthält Kenai neben den Versionskontrollsystemen Subversion und Mercurial gut integrierte Issue-Tracking-Software wie Bugzilla, JIRA, Continuous-Integration-Unterstützung mit Hudson, Foren, Wikis und einen in NetBeans integrierten Instant-Messaging-Client. Das Einrichten der "Wolken"-Projekte in NetBeans ist einfach. Man benötigt lediglich eine Kenai-Einladung, danach sind die Projekte direkt in der IDE anzulegen und in Kenai zu publizieren. Der SCM (Software Configuration Mangement)-Zugriff ist dann kein Problem mehr. Projekte lassen sich mit Volltextsuche finden, in NetBeans einbinden, öffnen und bearbeiten. In dem Reiter Services findet man neben den bekannten Datenbanken-, Webservices-, Enterprise-Beans- und Server-Knoten zusätzlich noch Hudson-Builds und Issue Tracker. Beim Check-in in ein SCM lässt sich der Status der Eingaben pflegen.

Dem Überläufer aus der Eclipse-Welt wird die Funktion "Synchronize Editor with Views" im Menü View gefallen. Nach dem Aktivieren sorgt NetBeans für eine bidirektionale Synchronisierung des Projektbaumes mit dem aktiven Editor. Die aufwendige Suche nach gerade aktiven Dateien im Projects-Reiter und dem dazugehörigen Package-Baum beziehungsweise die Verwendung von Shortcuts ist nicht mehr notwendig. Den Mac-Benutzern steht zusätzlich eine vollständig überarbeitete Oberfläche zur Verfügung.

Leider hat sich das Startverhalten von NetBeans 6.7 (getestet mit Java-EE-Unterstützung) etwas verschlechtert. Die Entwicklungsumgebung sucht beim Start nach bekannten Tags im Sourcecode und durchsucht alle geöffnete Projekte. Die Funktion lässt sich jedoch in Preferences -> Editor -> Tasklist -> Enable Java Tasklist deaktivieren. Negativ auf die Startzeit wirkt sich der heruntergeladene Index der Maven-Repositories aus. Letztlich beeinflusst noch die Gesamtanzahl der geöffneten Projekte das Startverhalten. Die Project Group – eine Gruppierung von Projekten nach eigener Wahl, Abhängigkeiten zum Hauptprojekt oder aller Projekte in einem Verzeichnis – soll hier für Abhilfe sorgen.

Insbesondere die Installation der IDE mit wichtigen Features ist nicht nur bequem, sondern stellt zusätzlich den sorglosen Austausch der Projekte im Team sicher. Nur noch wenige, optionale Funktionen wie die UML-Funktionen oder der XML-Schema Designer sind nachträglich über den Plug-in-Manager (mit Volltextsuche) zu installieren.

Die Java-Edition von NetBeans 6.7 macht einen guten Eindruck. Insbesondere die integrierte Java-EE- und Maven-Unterstützung ist beachtlich. Die Kenai-Integration ist gut und erleichtert die Zusammenarbeit in Open-Source-Projekten deutlich. Allerdings bleibt durch Oracles Sun-Übernahme abzuwarten, ob sich NetBeans gegenüber Oracles Entwicklungsumgebung JDeveloper durchsetzt und die Entwickler die Innovationen im gleichen Tempo fortführen können. (Adam Bien) / (ane)