US-Bürgerrechtler beschweren sich über DRM in HTML5

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat nun auch offiziell Einspruch gegen den Plan des World Wide Web Consortium (W3C) eingelegt, eine Erweiterung zum Abspielen verschlüsselter Medieninhalte in die neue Hypertextsprache einzubauen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 177 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat jetzt auch offiziell Einspruch gegen den Plan des World Wide Web Consortium (W3C) eingelegt, eine Erweiterung zum Abspielen verschlüsselter Medieninhalte in HTML5 einzubauen. Dieser Vorstoß von Google, Microsoft und Netflix drohe, "die Innovation im Web zu gefährden und Nutzern weltweit den Zugang zu Inhalten zu blockieren", schreibt die US-Bürgerrechtsorganisation in ihrer formellen Beschwerde. Die EFF ist gerade als vollständiges Mitglied bei der Standardisierungsorganisation aufgenommen worden und möchte mit ihrer ersten Eingabe in dieser Funktion die Debatte über die Folgen der umkämpften Initiative ausweiten.

Die Bürgerrechtler reiben sich an den im Raum stehenden "Encrypted Media Extensions" (EME), die eine Schnittstelle zum Abspielen geschützter Inhalte im Browser bilden sollen. Die Antragsteller beteuern zwar immer wieder, dass damit kein System zum digitales Rechtekontrollmanagement (DRM) in der Spezifikation verankert werde. Kritikern zufolge geht es aber klar darum, Kopierschutztechniken in der neuen Hypertextsprache zu verankern.

Die EFF monierte bereits im März, dass das W3C mit dem Vorhaben dem Druck Hollywoods und dem Wunsch der Medienwirtschaft nachgeben würde, mehr Kontrolle über die neue Technik ausüben zu können. Der Vorschlag unterscheide sich grundlegend von allen anderen Aspekten der HTML-Standardisierung, betonte Danny O'Brian von der EFF nun: "Er definiert eine neue 'Black Box' für die Unterhaltungsindustrie, die von der Kontrolle durch den Browser und den Endnutzer abgezäunt wird." Damit könnten zwar die großen US-Filmstudios beschwichtigt werden, gleichzeitig entstünden aber große Interoperabilitätsprobleme.

DRM-Normen sähen bei einer oberflächlichen Betrachtung zwar wie normale technische Standards aus, erläutert die EFF. Sie erfüllten aber ihre angestrebte Kopierschutzfunktion nicht, sondern stellten eine rechtliche Bedrohung dar für die freie Meinungsäußerung von Entwicklern. Sollte die EME-Schnittstelle erst einmal in HTML5 integriert sein, würden nach Hollywood voraussichtlich auch zahlreiche andere Rechteinhaber ähnliche Kontrollprivilegien verlangen. Dies könne letztlich dazu führen, dass Bilder im Web und ganze HTML-Seiten nicht mehr gespeichert oder durchsucht werden dürften. Auch das Blockieren von Anzeigen könnte unmöglich gemacht werden. Die Entwicklung neuer Browserfunktionalitäten hänge dann von der expliziten Erlaubnis "großer Inhalteproduzenten" ab

Geht es nach der EFF, muss das W3C allgemeine Richtlinien zur Handhabe von DRM und vergleichbaren Kopierschutzverfahren verabschieden. Universelle Internettechniken dürften nicht den Forderungen von Unternehmen preisgegeben werden, denen es lieber wäre, wenn es das Netz überhaupt nicht gäbe. Der EME-Anlauf stelle das Gegenteil des "Fair use"-Modells dar, aus dem heraus das Web entstanden sei. Sie schließe nicht nur Open-Source-Entwickler aus, sondern auch legitime Geschäftsmodelle und den Wettbewerb. (dbe)