Jet Computer hat Geschäftsbetrieb eingestellt – alle Mitarbeiter entlassen

Alle Hoffnung sind zerplatzt: Bei Jet Computer wurde am Mittwoch der Geschäftsbetrieb eingestellt, die 42 Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung entlassen. Kleine Hoffnung: Für ein paar wenige Produktbereiche interessieren sich offensichtlich Investoren.

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Von
  • Wolfgang Kühn
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Andreas Jansen, Geschäftsführer von Jet Computer

(Bild: Jet Computer)

Noch vor vier Wochen zeigte sich Insolvenzverwalter Rainer Eckert durchaus optimistisch, den unter Insolvenzantrag stehenden Distributor Jet Computer in Laatzen bei Hannover retten zu können. Immerhin hatte die hannoversche Anwaltskanzlei das Düsseldorfer Beratungsunternehmen Mayland AG eingeschaltet, die auf Unternehmensverkäufe spezialisiert ist. Auch Andreas Jansen, Geschäftsführer bei Jet Computer, sah noch die Chance "einen strategischen Investor" finden zu können.

Seit Mittwoch dieser Woche sind alle Hoffnungen verflogen. Weder Insolvenzverwalter noch die Mayland AG konnten für Jet Computer eine zukunftssichere Lösung finden. Für den Distributor mit immerhin noch 42 Mitarbeitern fand sich kein Interessent. Der Kostenblock, so unter anderem hohe Außenstände bei Lieferanten, Wertabschreibungen beim Lagerbestand, Bankforderungen und die Gehaltsansprüche der Mitarbeiter, war wohl für potenzielle Investoren in einer fragilen Branche wie der IT-Distribution zu umfangreich. Dem stehen zwar Forderungen des Grossisten gegenüber Kunden in Höhe von deutlich mehr als einer Million Euro gegenüber, aber das reicht bei weitem nicht aus, um alle Forderungen erfüllen zu können.

Die Freistellung am Dienstag hat die meisten Mitarbeiter nicht unvorbereitet getroffen. Man habe, wie heise resale erfahren hat, sich schon auf "den Fall der Fälle" eingestellt. Ein paar wenige Beschäftigte könnten demnach beim hannoverschen IT-Unternehmen CSL Computer untergekommen sein. Der weitaus größte Teil der Beschäftigten ist jetzt aber erst einmal auf Arbeitslosenunterstützung von 66 Prozent des letzten Gehaltes angewiesen. Inwieweit eine zeitlich befristete Aufstockung auf das Arbeitslosengeld möglich ist, wird letztendlich von den Außenständen abhängig sein und was noch verkauft werden kann. Dies betrifft auch die Forderungen von Lieferanten.

Nicht ganz unproblematisch ist jetzt die Situation für Kunden bei Support, RMA oder Garantieansprüchen. In diesem Fall werden sich die Reseller wohl direkt an die Hersteller wenden müssen. Vorläufig jedenfalls gibt es vom Insolvenzverwalter noch keine offizielle Aussage dazu – Rainer Eckert stand auf Nachfrage von heise resale aus terminlichen Gründen kurzfristig nicht zur Verfügung.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer scheint aber noch über dem insolventen Grossisten: Es gebe Gespräche über attraktive Produktbereiche wie beispielsweise von Herstellern aus dem Gaming- und Tastaturbereich oder auch Kühler, also den sogenannten "Sahnestückchen" im Jet-Portfolio. Da könnte es durchaus möglich sein, dass die Investoren auch an dem einen oder anderen "ehemaligen" Mitarbeiter Interesse zeigten. Jedoch kann und will sich derzeit niemand festlegen.

Dass für Jet Computer nunmehr das Insolvenzverfahren eröffnet werden musste, hatte sich Mitte März im Interview von Andreas Jansen mit heise resale bereits angedeutet: er erklärte, dass man auf die "drohende Zahlungsunfähigkeit zusteuere". Ein Punkt ist sicherlich darin zu sehen, dass Kredite von Banken nicht mehr verlängert werden sollten. Als Lösung blieb dem Distributor eine Konsortialfinanzierung übrig. Bei einer solchen Finanzierung werden Kredite mehrerer Banken zu gleichen Bedingungen auf ein Finanzinstitut übertragen, das dann als Konsorte die größeren Finanzvolumina übernimmt. (map)